Von Tape Lago – Mannheim. Bis zu 1000 Menschen zogen laut Veranstalter am Samstag, 2. Juni, in einer Nachttanzdemo durch die Mannheimer Innenstadt. Anlass war der 45. Geburtstag des Jugendzentrums „Friedrich Dürr“ (JUZ). Die OrganisatorInnen und ihre UnterstützerInnen wollten mit dieser Veranstaltung nicht nur feiern, sondern ihre Solidarität mit allen Freiräumen zeigen, die um ihre Existenz bangen und kämpfen müssen. Mit der Demonstration gelang es dem JUZ, auch ein Zeichen gegen Rassismus, Sexismus, Homophobie und den Rechtsruck zu setzen. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort und hielt sich zurück.
Vor 45 Jahren wurde ein langer Kampf von Mannheimer Jugendlichen für einen Freiraum in der Stadt von Erfolg gekrönt. So wurde am 1. Mai 1973 das Jugendzentrum eröffnet. Benannt ist es nach Friedrich Dürr, einem Mannheimer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.
„JUZ zu Unrecht diskreditiert und kriminalisiert“
Seither füllten Generationen von Jugendlichen aus Mannheim und weit darüber hinaus das JUZ mit Leben, Inhalten und bunten Kulturprogrammen. Das Jugendzentrum steht für nicht-kommerzielle Kunst, autonome, antifaschistische und linke Politik. Es wird, so die UnterstützerInnen, zu Unrecht vom Verfassungsschutz, von der lokalen CDU und Rechten diskreditiert und kriminalisiert.
So versuchte die CDU im Jahr 2017, dem Jugendzentrum in Selbstverwaltung die jährlichen Zuschüsse von 100 000 Euro zu streichen. Auch die kostenfreie Überlassung der Räume des JUZ sollte beendet werden. Doch die CDU scheiterte mit ihrem Antrag im Mannheimer Gemeinderat.
Bunte und vielfältige Nachttanzdemo
Die Nachttanzdemo, die um 18 Uhr am Hauptbahnhof startete, war der Höhenpunkt einer Geburtstagsfeier, die bereits im April mit vielfältigen Veranstaltungen begann. Mit fünf bunten Wagen, lauter Musik und in fröhlicher Stimmung zogen hunderte Menschen vom Hauptbahnhof durch die Innenstadt. Zeitgleich gab es Protest gegen eine AfD-Veranstaltung mit Alice Weidel im Schützenhaus Feudenheim.
Dort hatten einige auf Unterstützung durch die Nachttanzdemo gehofft. Doch daraus wurde nichts, da die Veranstaltung zum 45. Geburtstag des JUZ schon lange geplant war. So war es den OrganisatorInnen nicht mehr möglich, die Demoroute zu ändern. Die „JUZ-Geburtstagsdemonstration“ durfte wie angemeldet nur vom Hauptbahnhof über den Paradeplatz und durch die Neckarstadt-West ziehen. Mit Tanzeinlagen und Parolen machten die TeilnehmerInnen deutlich, dass das Bestehen des JUZ für die Jugendlichen lebenswichtig sei. Sie prangerten auch die rassistische Stimmungsmache der AfD und anderer Rechter gegen Minderheiten an.
Feuerwerk zum Geburtstag
Begleitet von einem Großaufgebot der Polizei erreichte der Demonstrationszug am Abend das Jugendzentrum. Dort wurde zunächst ein beeindruckendes Geburtstagsfeuerwerk auf dem Dach gezündet. Zeitgleich zog der Zug zum Neuen Messplatz, wo die TeilnehmerInnen zu Punk, elektronischer und gemischter Musik tanzten.
Im Anschluss begann eine Nachtparty von 22 Uhr bis zum Morgengrauen. Auf der Nachttanzdemo waren Umzugswagen von JUZ Mannheim, Kollektiv Roter Sternenfunke, Interventionistische Linke Rhein-Neckar, WeltTraum und Unikneipe Fatal Landau auszumachen. Die OrganisatorInnen des 45. JUZ-Geburtstags werteten ihre Veranstaltung als großen Erfolg.
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