Von Andreas Scheffel – Ulm. In der Pflege von Menschen herrscht seit Jahren Notstand. Gesundheit und Menschenwürde bleiben in Krankenhäusern und Pflegeheimen oft auf der Strecke. Mit einer „Wall of Shame“ informierte Die Linke am 18. Juni über die aktuellen Situationen an Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Rund 2,5 Millionen Menschen in Deutschland seien pflegebedürftig, die Zahl steigend. „Sie würdig zu versorgen, ist eine tägliche Herausforderung“, so Eva-Maria Glathe-Braun, Sprecherin des Kreisverbands der Linken Ulm.
Ein Informationsstand der Linken in der Fußgängerzone in Ulm machte auf den aktuellen Notstand in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen aufmerksam. Nur mit mehr Ärzten und Pflegepersonal sei die kontinuierliche Betreuung von Menschen zu bewerkstelligen. Es müsse mehr Gesundheitszentren und Personal geben, um die Versorgung zu gewährleisten und den lebensbedrohlichen Pflegenotstand zu stoppen.
Grenze der Belastbarkeit schon längst überschritten
Man brauche 100 000 Pflegekräfte mehr in Krankenhäusern und Pflegeheimen, erklärt Eva-Maria Glathe-Braun, Sprecherin des Kreisverbandes der Linken Ulm: „Es müssen zusätzlich 40 000 Fachkräfte allein in den Altenpflegeeinrichtungen eingestellt und ein verbindlicher Personalschlüssel, der für jede Schicht mehrheitlich Fachkräfte vorsieht, eingeführt werden.“ Krankenhäuser bräuchten nicht Profit machen, sie müssten die Bevölkerung versorgen. Die Grenze der Belastbarkeit von Ärzten und Pflegepersonal sei schon längst überschritten.
Pflege-Defizit im Vergleich
Glathe-Braun schloss sich den Forderungen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi an, wonach die Gesundheit von Patienten und Personal durch drastischen Pflegemangel in deutschen Krankenhäusern gefährdet wird. Nach Berechnungen der Gewerkschaft fehlen bundesweit rund 80 000 Pflegekräfte in den Kliniken. Nach Berechnungen von Verdi müssten die Krankenhäuser im Schnitt schon am 25. eines Monats schließen, weil das Personal bis zu diesem Stichtag bei ausreichender Schichtbesetzung schon aufgebraucht wäre. Hinzu komme die schlechte Bezahlung, die Verdi mit fairen Tarifverträgen verbessern will. Verdi-Angaben zufolge liegt der Durchschnittslohn für Krankenpflegefachkräfte bei rund 3200 Euro, in der Altenpflege sogar nur bei rund 2600 Euro. In den Krankenhäusern habe sich das Pfleger-Defizit im Vergleich zur letzten Verdi-Erhebung 2013 um weitere 10 000 Stellen vergrößert. Die Lage sei in allen Bundesländern etwa gleich schlecht.
Video
Folge uns!