Von Tape Lago – Frankfurt. Am Frankfurter Opernplatz nahmen am Samstag, 1. September, tausende Menschen – auch viele Kinder – am ganztägigen Konzert „Rock gegen Rechts – Für Frieden!“ teil. Die Veranstalter erwarteten am Antikriegstag höchstens 10 000 BesucherInnen. Doch es kamen 15 000, um ein klares Zeichen für eine solidarische Gesellschaft, gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechts zu setzen.
Neben der Musik, die für eine Stimmung der Verbundenheit im Kampf gegen den Rechtsruck sorgte, war die politische Botschaft bei „Rock gegen Rechts“ unmissverständlich: „Keine Akzeptanz für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Frankfurt, Chemnitz und anderswo“.
Bei schönem und sonnigen Wetter machten sich tausende Menschen auf den Weg zur Alten Oper. Bereits am Vormittag waren die Bühne auf dem Opernplatz und die Infostände im Park der Alten Oper aufgebaut. Es gab Stände von Parteien, Organisationen der Kirchen, Zivilgesellschaft und Gewerkschaften.
Rechtsextremismus und Chauvinismus bekämpfen
Philipp Jacks, Vorsitzender des Frankfurter DGB und Leiter der Organisation von „Rock gegen Rechts“, hatte alle Hände voll zu tun und war sichtbar gestresst. Er nahm sich aber Zeit und erklärte uns, warum er und seine MitstreiterInnen das Konzert gegen Rechts auf die Beine stellten. „Wir machen hier heute in Frankfurt zum Antikriegstag diese Veranstaltung“, weil der Antikriegstag der Tag im Jahr sei, an dem die Gewerkschaften seit vielen Jahrzenten ihr Engagement für eine friedliche Welt und soziale Gerechtigkeit zeigen, sagte Jacks. Der Kampf gegen Rechts und den Rechtsruck aus heutiger Sicht gehöre dazu.
Er sei wichtig, dass Rechtsextremismus und Chauvinismus bekämpft werden. Denn es ist unzulässig, dass Minderheiten für die Probleme in der Welt verantwortlich gemacht werden, erklärte der Frankfurter DGB-Chef. Wichtig sei es auch, dass alle Menschen gleichwertig angeschaut und behandelt werden. Als Gewerkschaft tue der DGB alles, um Rechtsextremismus und Rechtspopulismus in den Betrieben zu bekämpfen, so Jacks. Er wünsche sich, dass die AfD nicht in den hessischen Landtag kommt. Denn die extrem rechte Partei, die eine rassistische Politik vertrete, mache keine Politik für die ArbeitnehmerInnen und die „kleine Leute“.
Ganztätiges Programm gegen Rechts
„Rock gegen Rechts“ begann um 12 Uhr wie geplant. Ein Moderationsteam zu dem Hibba Kauser (Ehemalige Stadtschulsprecherin und Anti-Abschiebe-Aktivistin) und Michael Ehrhardt (IG Metall Frankfurt) gehörten, stellte das ganztägige Programm vor. Es war eine Mischung aus Musik und politischen Botschaften für eine solidarische Gesellschaft, gegen Rassismus und den Rechtsruck in Frankfurt, Deutschland und Europa.
Schülerbands, bekannten Musikbands und KünstlerInnen wie „Alex im Westerland“ sorgten am Anfang der Veranstaltung für gute Stimmung und sendeten an das Publikum eine klare Botschaft gegen Rechts. Auch zahlreiche RednerInnen machten durch ihre Redebeiträge klar, dass der Kampf gegen Rechts, den Rechtsruck und Rassismus notwendig sei.
Keine Toleranz für Ausländerfeindlichkeit und Rassismus
Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) machte in einer Ansprache deutlich, dass es keine Toleranz für Ausländerfeindlichkeit, Rassismus, Islamophobie, Antisemitismus, Diskriminierung von Menschen und Hass von A gegen B in Frankfurt gibt. Anschließend bedankte er sich bei den Veranstaltern des Konzerts gegen Rechts und den zahlreichen Organisationen, die zum Erfolg von „Rock gegen Rechts“ beitrugen.
Ramona Lenz, Sprecherin von Medico International, kritisierte zunächst die Ereignisse in Wismar und Chemnitz scharf. Rassistisch motivierte Gewalt gegen MigrantInnen und Geflüchtete sei ein flächendeckendes Problem in Deutschland, sagte Lenz. Vor ziemlich genau 26 Jahre kam es zum bis dahin „schlimmsten Pogrom“ gegen AsylbewerberInnen in Rostock-Lichtenhagen. Damals wie heute saßen die verbalen Brandstifter im Parlament und in bestimmten Redaktionsstuben.
PolitikerInnen bedienen wieder den rechten Mob
„Das Boot ist voll“ behaupteten sie und befeuerten damit eine Debatte, die in Gewalt gegen Schutzsuchende und die erste massive Bescheidung des Grundrechts auf Asyl mündete, sagte sie weiter. Heute bedienten PolitikerInnen wieder den rechten Mob, wenn sie von „Asyltourismus“ und „Antiabschiebeindustrie“ reden, den Abbau des Asylrechts weiter vorantreiben und gleichzeitig diejenigen kriminalisieren, die Geflüchteten zur Seite stehen.
Es sei schamlos und scheinheilig, wenn sich dieselben PolitikerInnen dann von Gewalten distanzieren, die sie selbst herbeigeredet haben, erklärte Ramona Lenz weiter. Sie forderte legale und gefahrenfreie Wege für Geflüchtete nach Europa und den Zugang zu einem fairen Asylverfahren auf europäischem Boden für Menschen in Not.
Nicht mit dem christlichen Glauben vereinbar
Gunter Volz, Sprecher für die Evangelische Kirche und das Diakonische Werk in Frankfurt, kritisierte ebenfalls die Geschehnisse in Chemnitz. Rechtsgerichtete Menschen instrumentalisierten einen Mord, um Hass und Unfrieden zu säen. Ein aufgewiegelter Mob mache Jagd auf Menschen anderer Hautfarbe.
Es sind in Chemnitz Hitlergrüße zu sehen gewesen. „Wer hätte das für möglich gehalten“, fragte Volz. Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und andere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit seien mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar, erklärte er. Aus diesem Grund hätten sich die Kirchen in den letzten Jahren dafür stark gemacht, dass die Willkommenskultur für die Geflüchteten keine leere Worthülse geblieben ist, betonte er weiter.
Musik gegen Faschismus und Rassismus
Höhepunkt des Konzerts war der Auftritt von Sookee, Antifaschistin, Künstlerin und Rapperin aus Berlin. Sie reiste von der Hauptstadt extra an, um „Rock gegen Rechts“ zu unterstützen, sagte Sookee. Sie wurde im Jahr 2013 bekannt, als sie mit Spezial-K das Lied „Zusammenhänge“ für das Projekt „Spuk auf Rechts“ schrieb.
Die Berlinerin prangert in ihren Liedern nicht nur Faschismus, Sexismus, Homophobie, Rassismus und Diskriminierung an, sondern setzt sich auch stets für eine vielfältige Gesellschaft ein. Dies machte sie auf der Bühne deutlich. Sie kritisierte die AfD und neonazistische Parteien und Kräfte auf Schärfste. Mit ihrem künstlerischen Talent brachte Sookee das Publikum zum Tanzen und Nachdenken.
„Es braucht wieder Rock gegen Hass und Rassismus“
„Es braucht wieder Rock gegen Rechts, Rock gegen Rassismus und Rock gegen Hass in unserem Land“, sagte Claudia Roth (Grüne), Schirmherrin der Veranstaltung, in einer kämpferischen Rede. Rechtsextremismus und Rassismus seien eben nicht nur ein sächsisches Problem, sondern ein Problem im ganzen Deutschland, auch im Bundestag, „Herzkammer unserer Demokratie“, betonte die Grünen-Politikerin. Sie rief das Publikum und die Bevölkerung zum Widerstand gegen rechte Kräfte, die Hass und Rassismus verbreiten, auf.
Aufruf zur Demonstration gegen Horst Seehofer in Frankfurt
Sarah Heim und Matthias Maier von „Seebrücke Frankfurt“, riefen zur Demonstration gegen Innenminister Horst Seehofer am Montag, 17. September, auf. Unter dem Motto „Seebrücke statt Seehofer“ wollen die AktivistInnen ein klares Zeichen gegen die Kriminalisierung der Seenotrettung setzen und dafür sorgen, dass Frankfurt zu einem sicheren Hafen erklärt wird.
Insgesamt standen 13 Bands auf der Bühne. Über 90 Organisationen veranstalteten das Konzert „Rock gegen Rechts“. Das erste Festival „Rock gegen Rechts“, das am 16. Juni 1979 auf dem Rebstockgelände stattfand, war eine Antwort auf ein „Deutschlandtreffen“ der neonazistischen NPD. Die OrganisatorInnen des diesjährigen Konzerts werteten ihre Veranstaltung als Riesenerfolg.
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