Stuttgart. Eine Simulationsstudie der Ingenieure22 belegt, was das Amt für öffentliche Ordnung seit Jahren bestreitet: Die Lautenschlagerstraße ist als Kundgebungsort ungeeignet und gefährlich. Trotzdem besteht das Amt für öffentliche Ordnung weiter darauf, die Lautenschlagerstraße als Versammlungsort für die Montagsdemos im Advent zuzuweisen.
Die Simulation zeigt: Die beidseitig der Lautenschlagerstraße gelegenen Auf- und Abgänge zur Klettpassage stellen baulich bedingte Engstellen dar. Diese Engstellen behindern den Zustrom der VersammlungsteilnehmerInnen enorm. Das allein ist eigentlich schon inakzeptabel, die Engstellen bestehen aber vor allem auch umgekehrt: Wenn etwas passieren sollte (zum Beispiel ein Feuer im mittleren Bereich der Lautenschlagerstraße), besteht keine Chance, den Gefahrenbereich schnell genug zu verlassen. Durch eine SimWalk-Simulation ist nun nachgewiesen: Die baulichen Engstellen sind schon bei nur 1000 Demoteilnehmern ein Problem. Bei 3000 Demoteilnehmern wird die Situation dramatisch.
Hierzu erklärt Dipl.-Ing. Wolfgang Jakubeit von den Ingenieuren22:
Untersuchungen wie die von mir durchgeführte Simulation werden gemacht, um Katastrophen wie bei der Love-Parade in Duisburg zu verhindern. Als Ingenieure sind wir dank aktuellster Forschung und moderner Technik inzwischen in der Lage, zu berechnen und vorherzusagen, welche Situationen in größeren Menschenmengen gefährlich werden können. Wenn die zuständigen Behörden jedoch die sachliche Diskussion verweigern und die Simulationsergebnisse aus politischem Kalkül nicht zur Kenntnis nehmen wollen, so hilft das leider nicht, um Unfälle zu vermeiden.
Auf die folgenden Probleme wurde das Amt für öffentliche Ordnung schon wiederholt hingewiesen:
1. Die Versammlungsteilnehmer können den Versammlungsort nicht in angemessener Zeit erreichen.
2. Im Gefahrenfall besteht nicht die Möglichkeit, die Lautenschlagerstraße schnell genug zu verlassen.
Um dies zu belegen, wurde die Situation mittels der Simulations-Software SimWalk nachgestellt und eine realistische, dem Stand der Technik entsprechende Personenstromanalyse durchgeführt: Selbst bei nur 1000 angenommenen VersammlungsteilnehmerInnen und zugrunde gelegter optimaler Leitung der Personen – keiner bleibt im Verkehrsbereich stehen, alle verlassen den kritischen Bereich so schnell es ihnen möglich ist – dauert es bis 18.18 Uhr, bis alle VersammlungsteilnehmerInnen den Versammlungsort erreicht haben. Es dauert also eine halbe Stunde, bis alle Menschen die Engstellen am Zugang der Lautenschlagerstraße passiert haben.
• Simulation mit 1000 VersammlungsteilnehmerInnen
• Simulation mit 5000 VersammlungsteilnehmerInnen
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