Von unseren ReporterInnen – Ulm. „Ausbrechen statt Aushalten“ war das Motto eines Flashmobs in der Ulmer Fußgängerzone, zu dem das Kollektiv.26, die Falken Ulm und die Linksjugend Solid am Samstag, 11. März, aufriefen. Die Aktion in Anlehnung an den Weltfrauentag wurde bewusst auf Samstag gelegt, um mehr Menschen für das Thema Sexismus zu sensibilisieren. Herabwürdigende sexistische Sprüche oder Beschimpfungen wie „Fotze, Schlampe, Pussy“ begleiteten den Alltag vieler Frauen.
In dem Flyer, den die AktivistInnen an PassantIinnen verteilten, wird Sexismus unter anderem mit „der bürgerlichen Kleinfamilie“, dem Kapitalismus und der aktuellen politischen Situation in Verbindung gebracht: „Durch das Erstarken rechter Gruppierungen kommt es wieder vermehrt zu sexistischen Äußerungen und Handlungen, die auch langsam in der Politik Fuß fassen.“ So warb etwa der Kreisverband der AfD Ulm/Alb-Donau 2016 für ein „Symposium“ in Stuttgart und für andere Veranstaltungen der mit Rechtspopulisten und religiösen Fundamentalisten durchsetzte Allianz „Aktionsbündnis für Ehe und Familie“.
„Fotze, Schlampe, Pussy. Diese Wörter fallen immer dann, um dich herabzuwürdigen. Sei es die sexuelle Reduzierung auf deinen Körper, die dich als Objekt wirken lässt, oder die „Macho“-Sprüche von einem Mann, der nach einer Abweisung, erst mal sein Ego wieder stärken muss, indem er sich hinter seinen stereotypischen, sexistischen Männlichkeitsidealen versteckt und damit zeigt, dass du in seinen Augen als Frau schwach und nichts wert bist“, hieß es in dem Aufruf.
Erschreckende Gleichmütigkeit vieler Frauen
Und weiter: „Ob am Arbeitsplatz, auf der Straße, im Verein oder zu Hause: Unser Alltag wird von sexistischen Bemerkungen und Handlungen begleitet. Oft sind diese so gewöhnlich wie das Atmen, und wir stören uns nicht weiter an ihnen. Aber: Ist es deswegen gut, geschweige denn gerecht, wie es jetzt ist? Ist es nicht eher erschreckend, dass sich der Sexismus und mit ihm zusammenhängende Verhaltensweisen so in unseren Köpfen verankert haben, dass sie als „gewöhnlich“ gelten?“
Die Aktivistinnen kritisierten, dass im kapitalistischen System Geld ein wichtiger Bestandteil ist, um ein gutes Leben zu führen. Dies produziere eine Abhängigkeit der Frau zum Mann. Bei der „bürgerlichen Kleinfamilie“ gelte in der westlichen Welt immer noch das Familienmodell: Vater, Mutter, Kind als ausschließliches gesellschaftliches Ideal, in dem die Frau funktionieren soll.
Provozierende Buchstaben auf Maleranzügen
Um den Flashmob optisch hervorzuheben, hatten AktivistInnen bewusst provozierend „Schlampe“ und „Pussy“ in einzelnen Buchstaben auf ihre weißen Maleranzüge geschrieben – klassisch in den Farben blau und pink. Sie bildeten mit weiteren AktivistInnen zwei Ketten, in deren Mitte symbolisch das Banner mit der Aufschrift „Ausbrechen statt Aushalten“ getragen wurde.
Eva-Maria Glathe von den Linken Ulm reihte sich ebenfalls in dem Flashmob ein. Sie begrüßte es, dass anders als beim ihr ebenfalls wichtigen „Women’s March“ bei der Flashmob-Aktion konkrete Themen sichtbar gemacht würden, die in der Gesellschaft immer noch nicht angekommen oder selbstverständlich sind.
Falsche Vorstellungen von Sex im Kopf
Einer der Organisatoren führte aus: „Immer nur betrachtet wird die Homosexuellen-Szene. Das hat damit zu tun, dass die Vorstellung im Kopf vorherrscht, dass Sex ohne Penis kein Sex ist. Das heißt, die Lesben-Szene wird zum Beispiel überhaupt nicht betrachtet. Und auch ein Trans wird ziemlich komisch betrachtet.“
Der Flashmob, den die AktivistInnen immer wieder mit den Rufen „Gegen Sexismus“ und „Lieb doch, wen du willst“ untermalten, dauerte knapp 30 Minuten. Mit einer Spontan-Demo zogen die AktivistInnen anschließen zum Falkenkeller an der Donau. Dort hatte die Linksjugend Solid veganes Chilli in der Küfa (Küche für alle) vorbereitet. Anschließend wurde der Film „Itty Bitty Titty Committee“ aus dem Jahr 2007 von Jamie Babitt gezeigt. Er lief etwa auf dem London Lesbian and Gay Film Festival und dem Paris Gay and Lesbian Film Festival.
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