Von Sahra Barkini – Stuttgart. Familie ist da, wo Familie gelebt wird. Unter diesem Motto veranstaltete das Stuttgarter Bündnis „Vielfalt für Alle“ am Samstag, den 15. Februar eine Kundgebung auf dem Schlossplatz.
Die Kundgebung war eine Gegenveranstaltung zum Symposium der rechten und homophoben „Demo für Alle“. Diese hatten eine Veranstaltung in Stuttgart mit dem Titel „Familie am Abgrund“ angekündigt. Das Symposium wurde aber nach Böblingen verlegt, wo zeitgleich der AfD-Landesparteitag stattfand. Trotz Ortswechsel und Geheimhaltungsversuchen über den Veranstaltungsort demonstrierten in Böblingen etwa 200 AntifaschistInnen gegen das rückwärtsgerichtete Weltbild der „Demo für Alle“ (Bericht folgt).
Die Kundgebung auf dem Stuttgarter Schlossplatz war an diesem sonnigen Samstag gut besucht. Es gab Infostände unterstützender Organisationen wie 100 % Mensch, Abseitz Stuttgart, CSD Stuttgart, Piratenpartei, der MCC Salz der Erde Gemeinde Stuttgart und der gbs (Giordano Bruno Stiftung). Außerdem eine Graffiti Station von Querdenker Stuttgart, einen Maltisch und eine Speakers Corner.
Mehrere RednerInnen betonten, dass eine Familie nicht nur aus Mutter, Vater, Kind besteht, wie es die „Demo für Alle“ als Muster propagiert. Familie sei da, wo man sich wohlfühle, sie sei bunt, laut und chaotisch. Außerdem forderten die RednerInnen die rechtliche Gleichstellung sogenannter Regenbogenfamilien. In Flyern wurde das Familienbild der sogenannten „Demo für Alle“ und das einer bunten, offenen Gesellschaft gegenüber gestellt.
„Diese Veranstaltung lässt tief blicken. Homophobie und Transphobie sind weit verbreitet, eigentlich geht es gegen alles was nicht Vater, Mutter, Kind ist“, so Oliver Burkardsmaier, stellvertretender Landesvorstand. „Die Lebenswirklichkeit vieler Menschen passt aber nicht in dieses schmale Weltbild. Es ist mir wichtig dafür einzustehen, dass auch andere Lebensmodelle und Sexualitäten ihre Existenzberechtigung haben. Dazu gehört auch, über die Diversität in den Schulen aufzuklären. Denn Familie ist da, wo Familie gelebt wird. Familie ist eine Frage des füreinander einstehens, und nicht einer bestimmten Personenkonstellation.“
Die Initiatoren des Symposiums mit dem Titel „Familien am Abgrund – Ursachen und Auswege“ sehen traditionelle Familienwerte, wie bereits bei den Demonstrationen gegen den sogenannten Bildungsplan, massiv bedroht. Diese Bedrohung scheint unter anderem in der Antibaby-Pille, dem Ausbau von Kinderkrippe und Kindergärten, dem Scheidungsrecht ohne Schuldfrage, der Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare oder auch in der Ehe für Alle zu bestehen.
Das von mehr als 40 Organisationen unterstützte Stuttgarter Bündnis sieht in dem Symposium wiederum den Versuch, gesellschaftliche Errungenschaften wie die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt zu attackieren und ein verengtes, extrem rückwärtsgewantes Menschenbild zur Norm erklären zu wollen. Erneut wurde jedoch gezeigt, dass in Stuttgart kein Platz für die ultra-konservativen, rechten, homo- und transphoben Kräfte der „Demo für Alle“ ist.
Auch das diesjährige Stuttgarter CSD Motto „Vielfalt – braucht Verstärkung“ schien gut umgesetzt zu sein.
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