Von Sahra Barkini, Franziska Stier und František Matouš – Basel/Stuttgart. Am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen/Internationalem Tag gegen patriarchale Gewalt am 25. November gehen weltweit Frauen, genderqueere Menschen und solidarische Männer auf die Straßen. Auch in Basel und Stuttgart gab es Demonstrationen. In Basel beteiligten sich rund 400 Menschen und in Stuttgart etwa 250 Menschen. Aufgerufen hatte hier das Aktionsbündnis 8. März.
Im Jahr 1999 wurde eine UN-Resolution verabschiedet, die den 25. November zum internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen erklärt. Dahinter steht die Geschichte der drei Schwestern Mirabel, die sich in der dominikanischen Republik gegen die Diktatur Rafael Trujillo zur Wehr setzten und nach monatelanger Folter am 25. November 1960 getötet wurden. Die häusliche Gewalt, die Frauen erleben und die vielfach im Zentrum der Diskussion steht, zeigt damit nur eine Facette der patriarchalen Gewalt, die Frauen und genderqueere Menschen erleben. Das Gedenken an die Schwestern Patria, Minerva und Maria Teresa, auf das der Auftaktredebeitrag in Basel aufmerksam machte, führte eindrücklich vor Augen, dass die Gewalt, die Frauen und genderqueere Menschen weltweit erleben, viel umfassender ist und mitunter staatlich produziert. Nicht zuletzt deshalb dominierte der Slogan „Kein Krieg, kein Staat, kein Patriarchat“ lautstark während der Demoroute.
Die Basler Demonstration zog via Johanniterbrücke über den Petersgraben zum Waaghof, dem Untersuchungs- und Abschiebegefängnis für Frauen und endete am Theaterplatz.
Alle sind gegen sexualisierte Gewalt – aber bitte nicht stören
Die Basler Kantonspolizei hielt sich zwar im Hintergrund, versperrte jedoch jeden möglichen Abzweig, den die Demoteilnehmenden hätten nehmen können, um das Blackfriday- und Vorweihnachtsgeschäft zu stören.
Die Statistiken zeigen, dass in der Schweiz jede zweite Woche eine Frau ermordet wird, weil sie eine Frau ist. In Deutschland werden jede Stunde 14 Frauen von ihren Partnern geschlagen. Doch wer über die eigene erlebte Gewalt sprechen will, mutet seinem Umfeld – privat oder politisch – offensichtlich zu viel zu. Zu viel Wut, zu viel Schmerz, zu viel Ekel vor dem, was alle Frauen und genderqueeren Menschen im Verlauf ihres Lebens ertragen. Zu groß die Zumutung, damit während des Samstagsshoppings konfrontiert zu werden. Davor schützt Basel seine KonsumentInnen.
Umso verstörender ist es, dass der Schweizer Bundesrat in seinem neuen Sparhaushalt die Gelder für Präventionskampagnen gegen häusliche, sexualisierte und geschlechtsbezogene Gewalt zusammenstreicht. In einem offenen Brief vom 23. November fordern 173 Organisationen den Bundesrat auf, Verantwortung zu übernehmen und mindestens drei Millionen Franken für Präventionskampagnen zur Verfügung zu stellen. Ein solches Spardiktat schreit gerade danach, dass es mehr Zumutungen braucht. Die nackten Zahlen überzeugen auch unsere Regierungen nicht.
Demo mit Kinderbereich
Auf dem Stuttgarter Marienplatz versammelten sich um 16 Uhr zahlreiche DemonstrantInnen, um nach einer Auftaktkundgebung durch die Innenstadt zu ziehen. In Redebeiträgen wurde über die prekäre Situation von Frauenhäusern gesprochen und auch über Frauen in Kurdistan, der Türkei und Afghanistan. Der Demonstrationszug wurde angeführt von Frauen, inter, trans und nonbinären Personen denn sie alle leiden unter patriarchaler Gewalt. Im hinteren Demoteil fanden dann solidarische Männer ihren Platz, und ganz zum Schluss gab es einen Kinderbereich.
Mit lauten Parolen und Gesängen machte die Demo auf sich aufmerksam. Während der Demonstration wurden Plakate hochgehalten die über die 101 Femizide in Deutschland im Jahr 2023 aufklärten. Neben „Jın, Jiyan Azadî“ (Frauen, Leben, Freiheit) wurde auch „However I dress, wherever I go – Yes means Yes and No means No“, „My body, my choice – our rights, our voice“, „Für die Freiheit, für das Leben – Selbstbestimmung muss es geben“ skandiert.
Die Polizei hielt sich die meiste Zeit im Hintergrund. Sie trat allerdings nach dem Zünden einer Rauchfackel in Aktion und filmte Teile der Demonstration. Die Abschlusskundgebung fand auf dem kleinen Schlossplatz statt. Dort gab es auch wärmenden Punsch für die DemonstrantInnen.
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