Von unseren ReporterInnen – Karlsruhe. Zu einem „Weihnachtsfest aller Patrioten“ marschierte am 15. Dezember erneut der nationalistische „Widerstand Karlsruhe“ auf. Nach internen Streitereien und Wechseln auf einigen Führungspositionen sucht die Gruppierung nun wieder den Schulterschluss zu Neonazis und Rechtsextremen. Beteiligten sich am vorhergehenden Auftritt der Truppe noch rund 60 Personen (wir berichteten), setzte sich nun der „Volkstod“ im wahrsten Sinne des Wortes fort. Das „Volk“ war nur noch mit rund 40 Personen auf dem Stephanplatz vertreten. Bei den GegendemonstrantInnen gab es hingegen Zuwachs, und es war deutlich mehr Motivation zu vernehmen.
Zu Beginn der Gegenveranstaltung auf der freien Seite des Stephanplatzes fanden sich über vierhundert Personen ein. Reden verschiedener Verantwortlicher und das Singen von Weihnachtsliedern bildeten den Auftakt des Gegenprotests. Immer wieder mischte sich ein Rechter unter die Menschen. Nachdem er mehrfach TeilnehmerInnen und Pressevertreter angepöbelt hatte, wurde ihm unmissverständlich nahegelegt abzuziehen.
BFE sichert Zugang zur rechten Kundgebung
Zeitgleich bauten die „Widerständler“ – geschützt hinter Gittern – ihre Bühne auf. Gegen 19 Uhr begannen sie, in Ansprachen menschenverachtenden Positionen auf die Straße zu bringen. Kurz zuvor hatte eine Gruppe engagierter AntifaschistInnen einen freien Zugang zur Kundgebung der Rechten genutzt. Sie wurde jedoch augenblicklich von BFE-Beamten gestoppt.
Mit dem Beginn der Reden des „Widerstands“ stieg der Lärmpegel auf dem gesamten Platz enorm an. So wurde den Rechten von Seiten der Gegendemonstranten jegliche Außenwirkung durch Musikanlagen, Lärm und Sprechchören genommen.
„Widerstand“ fordert Haft für Angela Merkel
Mit wirren Beiträgen versuchten die RednerInnen der rechten Veranstaltung, ihr „Volk“ zu stimulieren. Unter ihnen Ester Seitz, Alois „von Schlesien“, Michael Mannheimer und ein jugendlicher „Möchtegern-Propaganda-Minister“. Ester Seitz sprach von ihren fasst feuchten Augen, nachdem die Anwesenden angeblich so viel Geld in ihre „Rappeldöschen“ geworfen hatten.
Michael Mannheimer fabulierte über einen Militärputsch der Bundeswehr. Angela Merkel solle in Untersuchungshaft genommen werden. Überhaupt alles ganz schlimm, das mit diesen Volksverrätern und der Lügenpresse. Alles in allem eine sehr seltsame Veranstaltung mit teilweise sehr seltsamen Menschen. Die Grenze zwischen Rechts und Wahn verschwamm.
Lautstarker Protest bis zum Abzug der Rechten
Als die RassistInnen ihren Marsch durch die menschenleeren Straßen begannen, zog auch eine lautstarke antifaschistische Demonstration durch die Innenstadt und erwartete den „Widerstand“ mehrmals mit Sprechchören an den Absperrgittern.
Auch Anwohner zeigten teilweise sehr deutlich ihre ablehnende Haltung. Wieder zurück auf dem Platz wurde weiter gelärmt, bis auch die letzten „Widerständler“ den Platz geräumt hatten.
Am Ende des „Weihnachtsfestes aller Patrioten“ verkündete Ester Seitz, dass man am 2. Februar 2016 wieder nach Karlsruhe kommen wolle.
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