Von unseren ReporterInnen – Dortmund. Rosa Qualm, starke Einsatzkräfte der Polizei und eine gelassene, aber kämpferische Stimmung prägten die Vorabenddemo am Freitag, 3. Juni, gegen den für Samstag angekündigten Neonaziaufmarsch „Tag der deutschen Zukunft“. Aufgerufen hatte die Antifaschistische Union Dortmund, etwa 700 NazigegnerInnen kamen. Unter dem Motto „Keine Zukunft diesen Zuständen – Für ein besseres Morgen“ protestierten sie gegen den allgemeinen Rechtsruck, gegen Rassismus und islamistische Angriffe auf Freiheit, Individualität und Gleichberechtigung.
Es gab bei der Vorabenddemo keine größeren Zwischenfälle. In Dortmund werden am Samstag bis zu 1000 Neonazis erwartet. Ihre genaue Demoroute hielt die Polizei bis zuletzt geheim – nach eigenen Angaben, um Blockaden zu verhindern. Sie verteilte 30 000 Flyer in verschiedenen Stadtteilen, um keine Rückschlüsse zu ermöglichen. Die Bündnisse „BlockaDo“ und „Arbeitskreis NoTddZ“ wollen den Aufmarsch verhindern. Treffpunkt soll um 11 Uhr an der U-Bahnstation Hafen sein. „BlockaDo“ ruft außerdem für 17 Uhr zu einer Demonstration am Nordmarkt auf. Am späten Freitagabend gab es noch eine Veranstaltung mit letzen Informationen.
Die Vorabenddemo begann in der Kampstraße an der Ecke Katharinenstaße. Die Polizei kontrollierte die Papiere von DemoteilnehmerInnen und rückte von vornherein nah an die versammelten AntifaschistInnen heran. Sie ließ sich auf der gesamten Demoroute nicht dazu bewegen, mehr Abstand zu halten. Das führte schon bei der Auftaktkundgebung dazu, dass PassantInnen die Aufschriften der Fronttransparente nicht erkennen konnten. Die Demoauflagen wurden verlesen. Zu ihnen gehörte, dass kein Alkohol konsumiert werden durfte.
Eine Rede der Antifa Duisburg thematisierte die Anschläge von Boko Haram, aber auch der Hisbollah oder Hamas, denen sich Menschen in Afrika oder dem Nahen Osten, aber auch in westlichen Industrienationen ausgesetzt sehen. Im Rummel um die AfD und Pegida blendeten weite Teile der deutschen Linken das Gefahrenpotenzial des Islamismus aus. So richtig und wichtig es sei, Muslime als Individuen in Schutz zu nehmen, so falsch sei es, den Islam einer Kritik zu entziehen.
Der Demozug hatte noch keine fünf Meter zurückgelegt, da wurde er schon von der Polizei gestoppt. Laut einer Durchsage war auf der Strecke ein Gasleck entdeckt worden, das die Feuerwehr zunächst abdichten musste. Mit gut einstündiger Verspätung begann die Demo dann tatsächlich – mit dem schwarzen Block an der Spitze und rundum eskortiert von der Polizei.
Es wurden Parolen skandiert wie „Nie, nie, nie wieder Deutschland“, „Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda“, „Ob Ost, ob West, nieder mit der Nazipest“, aber auch „Say it loud, say it clear, refugees are welcome here“ oder „Kein Mensch ist illegal – Bleiberecht überall“. In Durchsagen vom Lautsprecherwagen wurde der Zweck des Aufmarschs erläutert: „Wir sind hier, um für eine bessere Zukunft auf die Straße zu gehen“. Flugblätter oder Flyer für AnwohnerInnen und PassantInnen gab es jedoch nicht. So machten manche ein ratloses Gesicht und schienen die Versammelten nicht richtig einordnen zu können.
Die Route führte durch die Kampstraße und vorbei an der Reinoldikirche. Auf der Kreuzung Brüderweg und Schwanenwall gab es einen längeren Halt. Doch auch hier ließ sich die Polizei nicht bewegen, sich zurückzuziehen. Trotz der engen Begleitung wurde während des Zugs durch Dortmund, der kurz vor 21 Uhr vor dem Stadthaus endete, mindestens dreimal Pyrotechnik gezündet – jeweils mit rosa Qualm.
Es gab mehrere Zwischenkundgebungen – so an der Ecke Kaiserstraße / Heiliger Weg. Dort sprach ein Vertreter des Bündnisses NoTddZ, erinnerte an Morde und Übergriffe neonazistischer Täter etwa auf PolitikerInnen und MigrantInnen. „Eines ist klar: Dortmund hat die Schnauze voll von den rechten und rechtsradikalen Sauftrupps“, erklärte er. Immerhin sei schon im Jahr 2014 der Widerstand so groß gewesen, dass die Polizei Naziaufmärsche in der Nordstadt für nicht mehr durchsetzbar hält.
Weitere Reden kamen in der Saarlandstraße etwa von der Gruppe Refugees welcome Dortmund, dem Café Morgenland oder einer Gruppe für den organisierten Widerspruch aus Hamburg. Aus unerfindlichen Gründen machte die Polizei auch bei den völlig friedlich verlaufenden Zwischenkundgebungen Videos. Am Himmel kreiste derweil ein Hubschrauber.
Im Dortmunder Hauptbahnhof hat die Polizei am Abend nach eigenen Angaben eine Gruppe von von etwa 20 Rechtsextremisten, die mit einem Zug aus Richtung Berlin anreisten, kontrolliert. Diese Personengruppe sei „einer intensiven Überprüfung unterzogen und im Anschluss im Stadtgebiet entlassen“ worden.
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