Stuttgart/Bad Cannstatt. Am 9. November 1938 standen in ganz Deutschland die Synagogen in Flammen. Um an die Pogromnacht zu erinnern und zu verhindern, dass vergleichbare verbrecherische Kräfte jemals wieder die Macht übertragen bekommen, lädt das „Bündnis zum Gedenken an die Pogromnacht in Cannstatt“ zum 8. Mal zu einer Gedemkveranstaltung ein. Beginn ist am Donnerstag, 9. November, um 18 Uhr am Platz der ehemaligen Cannstatter Synagoge in der König-Karl-Straße 45/47 (U-Bahn Haltestelle Bad Cannstatt Wilhelmsplatz).
Redner sind Bernhard Löffler (Geschäftsführer der DGB-Region Nordwürttemberg), Harald Stingele (Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber) und ein Vertreter oder eine Vertreterin des Antifaschistischen Aktionsbündnisses Stuttgart und Region (AABS). Der Freie Chor Stuttgart begleitet die Gedenkfeiern mit antifaschistischen Liedern.
Am Abend des 9. November 1938 wurden Synagogen von Truppen der SA und der SS in Brand gesetzt – organisiert vom Parteiapparat der NSDAP und abgesichert von Polizei und Feuerwehr. Jüdische Geschäfte wurden zerstört und geplündert, Zehntausende verhaftet, dutzende jüdische Menschen wurden ermordet. Die Pogromnacht stellte eine Zäsur dar, die faschistische Diktatur ging nun zum offenen Terror gegen Juden und Jüdinnen über.
Damals wie heute fielen Antisemitismus und Rassismus dort auf fruchtbaren Boden, wo die soziale Not groß ist und Existenzängste bestehen, heißt es im Unterstützeraufruf für die diesjährige Gedenkfeier.
Die Armut nehme heute auch in Deutschland zu. Wohnen werde für viele zunehmend unbezahlbar. Prekäre Arbeitsverhältnisse wie Leiharbeit, Befristungen und Werkverträge würden immer mehr zum Alltag. Noch nicht direkt Betroffene hätten zunehmend soziale Abstiegsängste. Und wieder würden Sündenböcke präsentiert – zurzeit vor allem Geflüchtete.
„Wir dürfen nicht zulassen, dass wieder Bevölkerungsgruppen als Sündenböcke herhalten müssen und Menschen gegeneinander ausgespielt werden“, so der Appell.
Abschließend wird von 19 Uhr an ein Film zum Thema mit Zeitzeugen im Rathaus von Bad Cannstatt am Marktplatz 10 gezeigt. Seit 2012 haben Stuttgarter Jugendliche 23 Zeitzeugen und Verfolgte des deutschen Faschismus in Deutschland, Israel und in den USA interviewt. Die Filme liefen in den vergangenen Jahren in Stuttgarter Kinos.
Das Zeitzeugenprojekt wurde von den Stuttgarter Stolpersteininitiativen und dem Stadtjugendring Stuttgart initiiert. Zum Gedenken an die Opfer der Pogromnacht wollen die Filmemacher an diesem Abend Interviews zeigen, in denen Zeitzeugen ihre Erinnerungen an die Pogromnacht schildern.
Siehe auch unsere früheren Berichte Erinnerung ist wichtiger denn je und Von Cannstatt bis Killesberg.
Die UnterstützerInnen des Aufrufs:
Antifaschistisches Aktionsbündnis Stuttgart (AABS); Antifaschistische Aktion (Aufbau) Stuttgart; „Arbeit Zukunft“ Stuttgart; DIDF, Freundschafts- und Solidaritätsverein Stuttgart; DIE LINKE OV Bad Cannstatt; DIE LINKE Stuttgart; DKP (Deutsche Kommunistische Partei) Stuttgart; Fraktionsgemeinschaft SÖS LINKE-PluS; Freier Chor Stuttgart; Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba Regionalgruppe Stuttgart; Friedenstreff Stuttgart Nord; Friedenstreff Cannstatt; Groll, Renate und Manfred, Gerlingen; Grüne Jugend Stuttgart; Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber; Linksjugend [’solid] Stuttgart; Revolutionäre Aktion Stuttgart; SÖS – Stuttgart Ökologisch Sozial; ver.di Bezirk Stuttgart; VVN-BdA, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten; Verein Zukunftswerkstatt Zuffenhausen; VÖS (Vaihingen Ökologisch Sozial); Waldheim Stuttgart / Clara Zetkin Haus; Waldheim Gaisburg; Zukunftsforum Stuttgarter Gewerkschaften
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