Von Franziska Stier – Basel. Aktivistinnen öffneten am Freitag die Pforten des zweiten Basler Klimacamps. Vom 3. Bis 13. August beschäftigen sich Menschen mit den Ursachen und Folgen des Klimawandels und erproben ein anderes Miteinander auf einem Zwischennutzungsgelände am Gallenweg 8 in Pratteln.
Mit abnehmender Hitze füllte sich das Camp zusehens. Bis 23 Uhr kamen etwa 50 Leute auf das Campgelände, aßen und lauschten dem Konzert der Band Hermanos Perdidos. Noch stehen nicht alle Zelte, aber vor der Mittagshitze am Samstag sollen die übrigen Räume aufgebaut werden.
System-Change not climate change
Eingeladen sind interessierte und neugierige Menschen. Den Campteilnehmenden geht es um mehr als den Klimawandel. Das Camp ist auch ein Zeichen gegen die neoliberale Isolation und Ohnmachtsgefühle im Alltag. „Wir wollen an diesem Ort unsere Selbstwirksamkeit spüren und zeigen, dass ein klimaneutrales Leben auch genussvoll sein kann“, erzählt die Aktivistin Tilda. Maria ergänzt: „All die Arbeit der Vorbereitung ist auch egoistisch. Denn hier wird für mich ein Ort der Heilung geschaffen. Wir kommen raus aus der Opferrolle und handeln solidarisch, fürsorglich und gemeinsam.“
Campleben – Drei Mahlzeiten und solidarisch
Auf dem Campgelände ist für alles gesorgt. Ein Küchenteam kümmert sich mit Unterstützung der AktivistInnen um das vegane Essen. Fünf Franken pro Mahlzeit sei der Richtwert. Wer sich das nicht leisten kann, gibt weniger. Kontrolliert wird nicht. Das Campleben wird jeweils abends in einem Plenum organisiert. „Fehlt etwas oder geht es jemandem nicht gut, schauen wir gemeinsam“, berichtet Maria.
Die dreifache Mutter ist mit der ganzen Familie vor Ort. Ihre Kinder sind schon älter. Aber auch Kleinkinder tummeln sich auf dem Gelände. Es gibt ein kleines Freizeitprogramm für die Kinder, damit auch sie sich hier wohl fühlen. Tilda freut sich auf die Kinder. Sie wollen keine Gemeinschaft nur für Erwachsene sein. „Kinder brauchen ein ganzes Dorf, und wir werden versuchen dieses schaffen.“ Dabei drängt sich die Frage nach der Beteiligung aller auf. Maria sieht das gelassen. „Ich möchte nicht aufwiegen, wer sich wieviel beteiligt. Jeder bringt sich so ein, wie er kann. Dazu brauchen wir kein Arbeitskorsett. Schließlich liegen auch die Fähigkeiten und Möglichkeiten bei jedem Menschen anders.“
Ziviler Ungehorsam im Ölhafen
Neben Programmpunkten wie „Einfach gut leben“ und Kultur werden inhaltliche Workshops und Aktionstrainings angeboten. Am Freitag starten die Climate-Games mit verschiedenen und bunten Aktionen zum Thema Klimawandel. Dabei wird auch eine Aktion des zivilen Ungehorsams im Basler Ölhafen stattfinden.
Maria erzählt: „Dieses Camp ist wunderbar und gleichzeitig ernsthaft bis in die Wurzel.“ Es geht ihr um Selbstveränderung und Gesellschaftsveränderung. „Ohne einen ernsthaften Klimaschutz bleibt uns keine Zeit die Gesellschaft zu verändern“, fügt sie an und denkt dabei auch an die Zukunft ihrer Kinder. In Tildas Blick blitzt indess Entschlossenheit auf. „Wir werden gemeinsam planen, gemeinsam organisieren und gemeinsam Risiken eingehen, anstatt isoliert und empört auf dem Sofa zu sitzen.“
Aktionskonsens: Gewaltfrei
Mit Ausschreitungen rechnen beide nicht. Der gemeinsam erarbeitete Aktionskonsens lehnt Gewalt und Gefährdung von Lebewesen ab. Man will sich weder auf Eskalation noch auf Provokation einlassen. Doch „angesichts der drohenden Umweltkatastrophe sehen wir Aktionen des zivilen Ungehorsams als legitimes Mittel an, um auf die Dringlichkeit eines Systemwandels aufmerksam zu machen und unser Ziel einer klimagerechten Zukunft selbst in die Hand zu nehmen“ heißt es im Aktionsbild der OrganisatorInnen.
Siehe auch: Aktion im Ölhafen geplant
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