Von Wolfgang Weichert – Stuttgart. „Siemens lass den Scheiß“, so die Forderung der Fridays-for-Future-Aktivisten in Stuttgart. Am Freitag, 10. Januar, rief die Bewegung an 20 Siemens-Standorten zur Demonstration auf – unter anderem in Stuttgart-Weilimdorf. Ab 14 Uhr trafen sich dort rund 80 KlimaaktivistInnen.
Wegen der möglichen Beteiligung von Siemens an der Kohlemine Adani in Australien wurde zur Blockade der Siemens-Standorte aufgerufen. Hintergrund: Siemens soll durch die Lieferung der Signaltechnik für die Bahnlinie der Adani-Kohlemine am Bau beteiligt werden. Die Fridays-for-Future-Aktivisten fordern von Siemens-Chef Joe Kaeser, das Vorhaben aufzugeben, da Kohle kein zukunftsfähiger Energieträger ist, weder in Australien noch in Deutschland. Adani stoße ab 2030 fünf Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen aus. Außerdem würden durch den Bau der Kohlemine Kulturstätten der Ureinwohner (Indigenas) zerstört.
Auch das Great-Barrier-Reef ist in Gefahr, denn der Transport der abgebauten Kohle nach Asien soll genau durch dieses Riff führen. Das bedeutet, dass jährlich circa 5000 Kohleschiffe durch das Riff fahren werden.
Siemens entscheidet sich für den Profit – Fridays for Future fordert Enteignung
Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender von Siemens, sagte zu, die Beteiligung am Projekt nochmals zu überdenken. Am Sonntagabend gab er per Twitter die Entscheidung bekannt: Siemens hält trotz der Proteste an dem Projekt fest. FFF fordert nun die Enteignung. Anekdote am Rande: Siemens hatte das Logo am Standorttor mit einem Bauzaun und einer Plane verdecken lassen.
- Klare Botschaft
- Siemens-Logo „versteckt“
Auch der Bundestagsabgeordnete der Linken Michel Brandt kritisiert das Vorgehen des Konzerns. „Die geplante Adani-Carmichael-Kohlemine in Australien ist klimapolitischer Selbstmord. Dass dem australischen Premierminister das Klima egal ist, erleben wir seit Wochen. Adanis riesiger C02-Ausstoß würde das Klima beträchtlich schädigen“, so der Karlsruher Linken-Politiker.
„Eine Beteiligung an diesem Klimakiller durch Siemens spricht in höchstem Maße gegen die erst kürzlich verlautbarte Absicht von Siemens bis 2030 klimaneutral sein zu wollen. Wenn Siemens sich entschließen sollte, am Konsortium zum Bau der Mine teilzunehmen, wäre klar, dass die beabsichtigte Klimaneutralität von Siemens nicht mehr ist, als eine verlogene Marketingstrategie“, analysiert Brandt.
Brandt solidarisiert sich mit dem Protest gegen die drohende Beteiligung von Siemens an Adani: „Wenn die Konzerne nicht spüren, wie wichtig den Menschen Klimagerechtigkeit ist, werden sie weiter stumpf nach Profitinteressen weiter agieren. Es braucht diesen Protest um Wirtschaftsbossen wie Kaeser klar zu machen, dass es bei der Klimafrage um eine Überlebensfrage der Menschheit geht, die über wirtschaftlichen Interessen Einzelner stehen muss.“
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