Von Thomas Glenny – Waiblingen. Unter dem Motto „Corona Krise? #nichtaufunserenrücken“ mobilisierte ein Bündnis linker GewerkschafterInnen zum 1. Mai in Waiblingen, nachdem der DGB bundesweit die Mai-Demonstrationen abgesagt hatte. Zu der Kundgebung kamen bis zu 100 Menschen.
Um 10 Uhr versammelten sie sich vor dem Eingang des Stihl Werk 6. Nach einer kurzen Auftaktrede war die Teilnehmerzahl auf 100 Leute angewachsen. Diese formierten sich anschließend spontan zu einem Demonstrationszug und setzen sich Richtung Innenstadt in Bewegung.
Anders als in den Vorjahren führte die Demoroute die Mayennerstraße entlang. Auf Höhe des Sitzes der Südwestmetall in Waiblingen stoppte die Demonstration. Kurz zuvor war ein Zaun vor der Einfahrt errichtet worden, an dem ein Banner hing mit der Aufschrift „Kapitalisten unter Quarantäne“. Die TeilnehmerInnen der Demonstration ergänzten den Zaun um weitere Forderungen. Auch wurden an den umstehenden Laternenmästen „Adbusting“-Plakate angebracht, die auf die Selbstdarstellung der Südwestmetall in der Krise eingingen.
Es wurde auf den Infektionsschutz geachtet. Die Teilnehmenden trugen Masken, und der Demozug zog sich sehr weit auseinander, weil auf den entsprechenden Mindestabstand zwischen den TeilnehmerInnen geachtet wurde. Die Polizei behinderte mit Maßnahmen wie Spalierfahren mit Einsatzfahrzeugen das konsequente Abstandhalten eher ein. Auch blockierte sie zwischenzeitlich den ÖPNV, welchen die DemonstrantInnen durchließen.
Forderungen an die Parteien
Als die Demonstration weiter unten in der Mayennerstraße am Parteibüro der Grünen vorbeikam, klebten mehrere TeilnehmerInnen die Aufschrift „Uns waren Freiheitsrechte vor Corona schon egal“ mit doppelseitigem Klebeband ans Schaufenster. Nach dieser Aktion bauten sich Kräfte der Polizei vor dem Parteibüro der CDU auf, welches ein paar Häuser weiter folgte. Sie mussten jedoch feststellen, dass bereits Plakate an der Fassade angebracht waren. Sie markierten das Parteibüro als geschlossen und warben stattdessen für ein „ArbeiterInnen Gesundheitszentrum“.
Anschließend zog die Demonstration weiter über den Alten Postplatz und durch die Altstadt zur Abschlusskundgebung auf dem Marktplatz. Dort gab es Ansprachen von Vertretern des Bündnisses der linken GewerkschafterInnen.
Die erste Rede hielt Reinhard Neudorfer. Er forderte, die Krise als Chance zu nutzen, nicht in die bisherige Normalität zurückzukehren, sondern aktiv den Weg zu einem sozialen und ökologischen Wandel zu beschreiten. In der darauffolgenden Rede ging Dieter Keller auf die große Bedeutung des 1. Mai auch zu Coronazeiten ein. „Nur virtuell präsent und nicht auf der Straße: Da blutet mir das Herz.“ Auch forderte er, dass die Krisenlast nicht auf die arbeitende Bevölkerung abgeladen werden darf: „Nicht auf unseren Rücken: Die Banken und Konzerne müssen zahlen.“
Zuletzt ging eine weitere Bündnisvertreterin besonders auf die Lage von Beschäftigten während der Krise und deren Kämpfe in den Betrieben ein. Einerseits seien sie wie bei der Firma Müller Fleisch in der Nähe von Pforzheim durch fehlende Infektionsschutzmaßnahmen in ihrer Gesundheit gefährdet, andererseits machten die Kapitalisten wie beispielsweise bei der Firma Voith am Standort Sonthofen auch während Corona keine Pause im Klassenkampf. Gegen die Schließung des Standortes wehren sich die Beschäftigten, und die Rednerin forderte dazu auf, sich nach der Kundgebung zu einem Solidaritätsbild vor dem IG Metall Haus aufzustellen.
So kam es dazu, dass sich nach der Kundgebung ein Teil der immer noch etwa 100 TeilnehmerInnen auf den Weg zum IG Metall-Haus in der Fronackerstraße aufmachte. Dort angekommen wurde nach einer kurzen Ansprache, die noch einmal genauer auf die Situation in Sonthofen einging, ein Solidaritätsbild mit passendem Transparent aufgenommen.
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