Winterbach. Bei der heutigen Kundgebung unter dem Motto „Kein Vergeben – kein Vergessen“ der Initiative >Rems-Murr nazifrei!< versammelten sich über 40 Menschen auf dem Winterbacher Marktplatz. Sie erinnerten damit an den Neonazi-Brandanschlag von Winterbach vor fünf Jahren. Mit diversen Redebeiträgen und einem Grußwort des Winterbacher Bürgermeisters Albrecht Ulrich trug die Initiative dazu bei, dass der faschistische Anschlag nicht vergessen wird.
Bei der Kundgebung versammelte sich am 9. April um 14 Uhr ein breites Spektrum. Nach der Begrüßung folgten die TeilnehmerInnen aufmerksam den Redebeiträgen der diversen Gruppierungen, die unter anderem auf die Ereignisse um den Winterbacher Brandanschlag eingingen.
Für ein solidarisches Miteinander
In der Nacht vom 9. auf den 10. April 2011 überfiel eine Nazigruppe neun Migranten auf einem Gartengrundstück in Winterbach. Nach Schlägen, Tritten, einer mörderischen Hetzjagd und einem Brandanschlag kamen die Betroffenen nur durch Glück mit ihrem Leben davon. Tim Haller von der Initiative Rems-Murr nazifrei! erklärte, „der Brandanschlag hat gezeigt, wohin rassistische Hetze und rassistische Gewalt führen können“. Er plädierte für ein solidarisches Miteinander. Der vollständige Redebeitrag kann hier nachgelesen werden.
Für eine Gesellschaft ohne Rassismus, Ausbeutung, Krieg und Unterdrückung – gegen den AfD-Bundesparteitag
Eine Vertreterin des Antifaschistischen Aktionsbündnisses Stuttgart und Region (AABS) thematisierte den gesellschaftlichen Rechtsruck in der BRD. Am Ende des Redebeitrags lautete ihr Fazit: „Lasst uns weiter aktiv bleiben, lasst uns dem Rechtsruck und allen seinen Akteuren, von der AfD über Pegida, bis hin zu militanten Neonazis eine klare Absage erteilen und uns einsetzen für eine Gesellschaft ohne Rassismus, Ausbeutung, Krieg und Unterdrückung!“ Sie wies auf den bevorstehenden Bundesprogrammparteitag der AfD am 30. April in Stuttgart hin. Sie forderte die KundgebungsteilnehmerInnen dazu auf, sich an den Protesten zu beteiligen und nach Stuttgart zu kommen, „um den geistigen Brandstiftern den Tag so unbequem wie möglich zu machen!“ Die vollständige Rede gibt es hier.
Keine Entschuldigung für Rechtsextremismus
Dagmar Uhlig von der Partei DIE LINKE führte aus, dass die Spur der Gewalttaten und Verbrechen der rechten Szene immer länger und immer gewalttätiger werden würde. Der Brandanschlag in Winterbach sei leider nur ein Beispiel dafür. Sie erklärte, „es gibt keine Entschuldigung für Rechtsextremismus und nein, es gibt auch keine Entschuldigung für Sympathien für die rechte Szene. Rechtsextremisten terrorisieren alles und jeden, der nicht ihrer Vorstellung entspricht. Und genau deshalb dürfen wir nicht aufhören, immer und immer wieder darüber zu sprechen, zu mahnen und zu protestieren!“ Uhligs Rede kann hier aufgerufen werden.
Verfassungsschutz auflösen
Das derzeit laufende NPD-Verbots wurde von Walter Burkhardt von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – VVN-BdA – aufgegriffen. „Nach Auffassung der VVN-BdA steht die NPD in der Tradition der NSDAP. Ihre Aussagen sind rassistisch, antisemitisch und fremdenfeindlich.“ Auch die Winterbacher Brandstifter hätten Kontakt zu NPD-Kadern, erklärte Burkhardt. Er forderte die Auflösung des Verfassungsschutzes, da dieser mit Faschisten kooperieren und Antifaschisten bespitzeln würde. Daher hätte er keinerlei Existenzberechtigung. Der Druck auf die Neonazi-Szene dürfe nicht nachlassen, „denn Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!“ Der Redebeitrag von Walter Burkhardt kann hier nachgelesen werden.
Gegen den AfD Landesparteitag
Ein Sprecher der Antifaschistischen Jugend Rems-Murr (AJRM) wies auf den bevorstehenden AfD-Landesparteitag hin, der am 23. April in Waiblingen stattfinden soll. Er forderte die Anwesenden dazu auf, sich an den breiten Protesten gegen diesen Parteitag zu beteiligen und verlas den Aufruf des Bündnisses gegen den AfD-Landesparteitag.
Rock gegen rechts mit NoRMAhl, Kein Potential und Eternal Struggle
Die Initiative >Rems-Murr nazifrei!< kündigte für den 14. Mai 2016 einen weiteren Eckpunkt in der antifaschistischen Gegenkultur im Landkreis an. In der Schorndorfer Manufaktur wird es ein „Rock gegen rechts“ mit drei Livebands geben. Neben der Punkband NoRMAhl werden die Bands Kein Potential und Eternal Struggle auftreten. Das Konzert wird um 20 Uhr beginnen. Einzelheiten dazu gibt es hier.
Kooperativ und „konspirativ“
Die anwesenden Polizeibeamten hielten sich auffallend kooperativ und hielten sich auf dem gegenüberliegendem Grundstück auf. Aus welchem Grund die Beamten vom Staatsschutz ein Auge auf die antifaschistische Kundgebung hatten, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Sie hielten sich meist „konspirativ“ hinter einem Nadelbaum auf.
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