Göppingen. Mit Kerzen als Symbol für das „Licht der Hoffnung“ zogen am Donnerstagabend, 9. November, BürgerInnen von der Friedenskirche zum Göppinger Synagogenplatz. Dort versammelten sich im Gedenken an die Opfer der NS-Pogromnacht vor 79 Jahren rund 100 Personen zu einer stillen Gedenkfeier. Die Polizei zeigte an der Wegstrecke zum Synagogenplatz erhöhte Präsenz. Im vergangenen Jahr hatten rechte Gruppierungen das Gedenken gestört.
Die Gedenkfeier wurde um 18 Uhr in der Göppinger Friedenskirche eröffnet. Nach der Eröffnungspredigt der Schuldekanin Annette Leube mit mahnenden Worten zogen die Besucherinnen angeführt vom Göppinger OB Guido Till von der Friedrichstraße, weiter über die Marktstraße und bogen in die Burgstraße ein.

Bläserensemble der Jugendmusikschule – Im Vordergrund Thomas Weber (rechts) vom katholischen Dekanat Göppingen
Am Synagogenplatz, auf dem dieses Jahr ein Pavillon neben der Gedenkplatte stand, eröffnete ein Bläserensemble der Jugendmusikschule die Veranstaltung. Unter den BesucherInnen waren auch Vertreter aus der Politik – so etwa der Landtagsabgeordnete der Grünen Alexander Maier, der SPD Stadtrat Armin Roos oder Christian Stähle, Stadtrat der Linken. Vertreter des Vereins „Kreis Göppingen nazifrei“ und der Göppinger Ortsgruppe von „Amnesty Intenational“ hatten sich ebenfalls eingefunden.
Nach einer Eröffnungsrede des Geschäftsführers des katholischen Dekanats Göppingen Thomas Weber hielt Oberbürgermeister Guido Till seine Ansprache. Taten wie vor 79 Jahren dürften keinen Platz mehr in unserer Gesellschaft finden, mahnte er mit Blick auf aktuelle politische Ereignisse in Deutschland. Die Stadt Göppingen sei eine Stadt der Toleranz. „Rassismus und Rechtsextremismus finden bei uns keinen Nährboden“, so der Oberbürgermeister.

Arnold Kuppler (links), Pfarrer im Ruhestand und Rafael Mizrahi, Mitglied der jüdischen Religionsgemeinschaft Stuttgart
SchülerInnen der Schiller Realschule trugen abwechselnd Erzählungen über Schicksale einzelner Göppinger Juden vor. Arnold Kuppler, Pfarrer im Ruhestand, und Rafael Mizrahi, Mitglied der jüdischen Religionsgemeinschaft Stuttgart, sangen gemeinsam das in allen drei Weltreligionen bekannte Totengebet auf Hebräisch und Deutsch.
Die Handelsschulrätin i.R. und Autorin Ilona Abel-Utz vom Vorstand des Vereins „Haus Lauchheimer“ zum Erhalt und zur Förderung des jüdischen Kulturerbes in Jebenhausen lobte das diesjährige sensible Umgehen der Polizei mit der Gedenkveranstaltung, nachdem es im letzten Jahr zu Störungen rechter Gruppierungen gekommen war.
Damals hatte sich die Polizei noch außerstande gesehen, das Gedenken zu schützen und erklärt, man könne nicht 24 Stunden vor Ort sein.
Die Pogromnacht sei eine Mobilmachung des NS-Regimes mit dem Ziel gewesen, Menschen jüdischen Glaubens systematisch zu diskriminieren, zu verfolgen und letztendlich zu ermorden. Auch heute gebe es zu viele Straftaten mit fremdenfeindlichem Hintergrund. „Wehret den Anfängen“, so Abel-Utz.
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