Von Wolfgang Weichert und Alfred Denzinger – Stuttgart. Zum Weltfrauentag gab es am Freitag, 8. März, auf dem Schlossplatz eine Kundgebung und Informationsstände. Allerdings hatten zwei Organisatoren die Versammlung vorbereitet, und damit gab es auch zwei „Bühnen“. Cirka 1200 TeilnehmerInnen kamen insgesamt zu der Kundgebung.
Um 17 Uhr wurde der Schlossplatz für 100 Sekunden mit einem ohrenbetäubenden Lärm erfüllt. Mit Trillerpfeifen, Tröten und der eigenen Stimme protestierten die TeilnehmerInnen dagegen, dass Frauen am Tag 100 Minuten mehr arbeiten müssen, um das gleiche Gehalt wie Männer zu verdienen.
Ein Teil der Versammelten startete nach anderthalb Stunden um 17.30 Uhr zu einem Demonstrationszug durch die Stuttgarter Innenstadt. Der andere Teil mit rund 800 TeilnehmerInnen startete bereits um 17 Uhr und zog vor den Primark in der Königstraße. Hier wurde mit einem Straßentheater „Aktion saubere Kleidung“ auf die Situation von Arbeiterinnen in der Textilindustrie aufmerksam gemacht.
Dann zogen die TeilnehmerInnen zum Rotebühlplatz, wo eine weitere Kundgebung stattfand. Von hier ging es lautstark mit Parolen wie zum Beispiel „Frauenstreik, auf jeden Fall – heute, morgen, überall!“ und „Gegen jedes Rollendenken, Mackertum könnt ihr euch schenken!“ durch die Stadt bis zum Neuen Schloss, wo erneut eine Zwischenkundgebung abgehalten wurde.
Polizei filmt Demonstration wohl ohne Rechtsgrundlage
Die Polizei filmte die Demonstration. Auf Nachfrage eines Pressevertreters führten die Beamten als Begründung an, dass jemand im vorderen Bereich des Demonstrationszuges eine verbotene kurdische Fahne zeige. Es kam zu einer kleineren Rangelei mit den Polizisten, während sie fortwährend in den Demonstrationszug filmten. Sie fühlten sich durch einzelne Personen gestört, die ihnen aus ihrer Sicht wohl zu nahe kamen, und sahen sich vermutlich beim Filmen behindert. Nach mehreren Aussagen von OrdnerInnen soll es sich bei der „YPJ“-Fahne nicht um ein verbotenes Symbol gehandelt haben. Daher habe es keine rechtliche Grundlage für das fortwährende Filmen gegeben.
- Die Polizei fimte …
- … nicht nur die …
- … angeblich verbotene Fahne
- Diese grün/rote Fahne war die Begründung der Polizei für ihre Filmerei
- Polizist wird handgreiflich
- Demonstrant wird hinter einem Baum gefimt
Vor dem Neuen Schloss hämmerten Aktivistinnen Schilder in die Wiese. Sie thematisierten, dass nicht nur in Stuttgart, sondern international Frauen für ihre Rechte kämpfen. Die Polizei dokumentierte eifrig die Szene; der Einsatzleiter zählte die Schilder.
- Sehen …
- … zählen …
- … schreiben
Mit einer Schweigeminute wurde der Frauen gedacht, die ermordet wurden, in Gefängnissen sitzen oder in der Illegalität sind. Für sie wurden Nelken niedergelegt und Kerzen aufgestellt.
Erinnerung an Clara Zetkin
Vom Schlossplatz zogen die Teilnehmer über die Bolzstraße und Theodor-Heuss-Straße zum DGB-Haus, wo gegen 20 Uhr die Abschlusskundgebung stattfand. Der Platz vor dem Gewerkschaftshaus wurde symbolisch in Clara-Zetkin-Platz umbenannt. Eine Rednerin erklärte, man habe es auch Clara Zetkin zu verdanken, dass Frauen am 8. März auf die Straße gehen könnten. 1907 habe Zetkin beim internationalen SozialistInnenkongress in der Stuttgarter Liederhalle erstmals den internationalen Frauentag ausgerufen. Anschließend klang der Tag im ebenfalls umbenannten Rosa-Luxemburg-Saal in geselliger Runde aus.
Im Aufruf des Aktionsbündnisses „8. März“ hieß es:
„Das Recht auf gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, das Recht auf gleiches Entgelt, auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper sind unzertrennlich verbunden mit dem Kampf von Frauen unterschiedlicher Herkunft für eine gerechte Gesellschaft ohne Unterdrückung und Ausgrenzung. Wir wollen uns gemeinsam zusammentun und für eine Gesellschaft kämpfen, in der Frauen die gleichen Rechte wie Männer haben und Sexismus und Gewalt nicht alltäglich erlebt werden! Wir wollen uns nicht länger in Frauen mit oder ohne deutschen Pass, in MigrantInnen und Deutsche, spalten und gegeneinander ausspielen lassen.“
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