Stuttgart. Die Folgen der Corona-Pandemie führen täglich vor Augen, wie das Gesundheitssystem über Jahre hinweg kaputt gespart wurde. Hierunter leiden auch die Studierenden der Medizin und letztlich die PatientInnen. Ein Student der Medizin berichtet in den Beobachter News über die momentane Situation vieler Medizinstudierender.
„Schon unter normalen Umständen werden wir Medizinstudierende als billige Arbeitskräfte mit wenig Rechten missbraucht. Vor allem das Praktische Jahr stellt hier ein Problem dar. Geringe Bezahlungen, die teils nicht einmal vollständig ausgezahlt werden, sondern teils auf den Krankenhauskarten verschwinden, sind da nur ein Beispiel. Viel wesentlicher ist, dass wir nicht als ArbeitnehmerInnen gelten und somit die Arbeitsschutz- und Arbeitszeitregelungen einfach umgangen werden.
Das beste Beispiel: Krankentage werden mit den Urlaubstagen verrechnet. Dabei brauchen die Studierenden die Urlaubstage zwingend zur Vorbereitung des 3. mündlichen Staatsexamens (M3) im Anschluss an das Praktische Jahr. So schleppen sich viele auch krank in die Kliniken und stecken dort KollegInnen und PatientInnen an. Nicht viel besser sieht es mit den Fehlzeitenregelungen im Medizinstudium selbst aus. 80 Prozent Fehlzeiten pro Kurs, egal aus welchem Grund, bedeuten auch hier, dass sich die Menschen krank hinschleppen und wieder andere anstecken.
Nun zur konkreten Situation: Aktuell werden wir Studierende des 10. Semesters komplett im Unklaren über unser Staatsexamen gelassen, während zum Beispiel ein Markus Söder (CSU) groß davon schwadroniert, wir Studierende fingen nun die Defizite der Unikiniken auf. Auf unserem Rücken soll nun die Krise ausgetragen werden, doch Zugeständnisse gibt es keine. Stattdessen werden Studierende wie ich, die nun seit Monaten ununterbrochen auf das Staatsexamen lernen, im Regen stehen gelassen.
Ob es stattfindet ist ungewiss. Mit uns wird nicht besprochen. Informationen? Fehlanzeige! Stattdessen müssen wir über die Presse erfahren, dass es Pläne gibt, unser 2. Staatsexamen (M2) einfach mit dem 3. Staatsexamen (M3) zusammenzulegen. Eine Katastrophe für uns, die dann auch noch als Benefit für alle verkauft wird. Denn das würde bedeuten, dass wir ohne adäquate Lernzeit, bei absoluter Mehrbelastung in Pandemiezeiten in den Kliniken, nun zwei Staatsexamen gleichzeitig bestreiten sollen. Völlig unmöglich. Die Durchfallquoten werden dann sicher hoch sein. Einige werden es sich nicht leisten können, länger zu studieren, und viele Studierende werden das Examen so sicher nicht antreten. Damit droht, dass der Ärztemangel in einem Jahr noch deutlich gravierender wird, wenn nur ein Bruchteil der 4600 ÄrztInnen in der Schlussphase ihrer Ausbildung wirklich fertig wird.“
Die Bundesvereinigung der Medizinstudierenden (BVMD) hat dazu eine Erklärung verfasst:
https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=3124990517520631&id=117774028242310
Wer sich mit den Studierenden solidarisieren möchte, kann eine Petition unterschreiben. Die Krise darf nicht auf dem Rücken der Medizinstudierenden ausgetragen werden.
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