Murrhardt. Der Unabhängiger Freundeskreis Asyl Murrhardt zeigte am Samstag, 27. März, an mehreren Orten in der Stadt ein Banner mit dem Schriftzug “Wohnungen für alle! Jetzt!” Das Banner wurde anschließend an den Containern in der Fritz-Schweitzer-Straße angebracht. Mit der Aktion wollte der Freundeskreis darauf aufmerksam machen, dass in den Containerunterkünften die Corona-Regeln nicht eingehalten werden können und alle Bewohnerinnen und Bewohner sofort in Wohnungen untergebracht werden müssen. Der Freundeskreis fordert die Belegung von leer stehenden Wohnungen und Häusern.
Um die Corona-Regeln einzuhalten, beteiligten sich nur zwei Personen an der Aktion. Sie blieben auch nur sehr kurz an einem Ort, damit sich keine Gruppen bilden konnten.
Kranke und Alte können sich nicht schützen
In der Fritz-Schweitzer-Straße leben in den unteren Containern Familien mit Kindern, in den oberen alleinstehende Frauen und Männer, so der Freundeskreis. Die Menschen kämen aus Syrien, Palästina, Somalia, Afghanistan und Murrhardt. Der jüngste Bewohner sei erst acht Monate alt, die älteste Bewohnerin habe die Siebzig längst überschritten. Viele hätten gesundheitliche Probleme, „Vorerkrankungen“, wie es in Corona-Zeiten heißt.
Einige der Bewohner gingen arbeiten, unter anderem in einem Krankenhaus. Am Rand des Industriegebietes in der Weststadt betreibe die Stadt Murrhardt ein weiteres Containerlager. Dort lebten zur Zeit fünf Männer und Frauen, einige seit mehreren Jahren, eine erst seit wenigen Tagen. Auch dort litten einige unter chronischen Krankheiten.
Weil Duschen, Toiletten und Waschmaschinen gemeinsam genutzt werden, seien die in Gemeinschaftsunterkünften untergebrachten Menschen besonders gefährdet, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren. In den Gemeinschaftsküchen und auf den Fluren in der Fritz-Schweitzer-Straße ließen sich soziale Kontakte kaum vermeiden.
Desinfektionsmittel würden gar nicht erst zur Verfügung gestellt. Die kranken und älteren Menschen in den Lagern, die sogenannten Risikogruppen, müssten in einer für sie lebensbedrohlichen Situation ausharren. Sie könnten sich nicht schützen.
„Leerstand von Wohnraum verbieten“
Der Freundeskreis Asyl ist der Meinung, dass alle Menschen das Recht haben, sich und andere vor einer Infektion zu schützen. Er fordert daher die Auflösung der Lager und dezentrale Unterbringung in Wohnungen. Auch in Murrhardt stünden Wohnungen und ganze Wohnhäuser leer.
Der Freundeskreis appelliert an die Eigentümer von leer stehendem Wohnraum, ihre Verantwortung wahrzunehmen und sich am Grundgesetz zu orientieren. Dort heißt es im Artikel 14: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“
Des weiteren weist der Freundeskreis darauf hin, dass der Gemeinderat angesichts des offensichtlichen Wohnungsmangels wie andere Städte die Zweckentfremdung von Wohnraum verbieten kann. Er müsste dazu nur eine entsprechende Satzung beschließen. Ein Leerstand von mehr als sechs Monaten wäre dann nicht mehr möglich.
Der Freundeskreis appelliert an den Murrhardter Bürgermeister Armin Mößner, keine Menschen auszugrenzen und jetzt zu handeln. Es gehe um Menschenleben.
Der Freundeskreis Asyl
Der Unabhängige Freundeskreis Asyl Murrhardt hat sich 2015 gegründet. Der Freundeskreis unterstützt seither geflüchtete Menschen (Beratung, Begleitung zu Ämtern und Ärzten, Solidarität gegen rassistische Übergriffe, Prozessbeobachtung, Besuche im Krankenhaus und im Abschiebegefängnis und vieles mehr).
Unabhängig von Staat und Kirchen arbeitet der Freundeskreis mit anderen unabhängigen Basisinitiativen zusammen, u.a. mit Refugees4Refugees und dem Antirassistischen Netzwerk Baden-Württemberg.
Fotos: Unabhängiger Freundeskreis Asyl Murrhardt
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