Winterbach. Die Winterbacher Brandanschläge auf eine Gruppe von Migranten jähren sich zum 10. Mal. Die Initiative Rems-Murr nazifrei! und das Bündnis Zusammen gegen Rechts (ZgR) rufen zu einer Gedenkdemonstration auf. Sie beginnt am Samstag, 10. April, um 15 Uhr auf dem Bahnhofvorplatz in Winterbach. Das ZgR informiert mit Infoständen und in Briefkästen gesteckten Flugblättern über das Thema und wirbt für die Demonstration.
In der Nacht vom 9. auf den 10. April 2011 überfiel eine Nazigruppe neun Migranten auf einem Gartengrundstück in Winterbach. Nach Schlägen, Tritten, einer mörderischen Hetzjagd und einem Brandanschlag konnten die Betroffenen in letzter Sekunde ihr Leben retten. „Der Brandanschlag hat gezeigt, wohin rassistische Hetze und Gewalt führen können. Zehn Jahre nach dem Brandanschlag wollen wir an die schrecklichen Ereignisse erinnern und Lehren für die heutige Zeit ziehen. Wir können und dürfen dazu nicht schweigen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Bündnisses „Zusammen gegen Rechts“.
Wegschauen, verharmlosen, gewähren lassen, ignorieren oder gar unterstützen von rassistischer und neofaschistischer Hetze und Gewalt hätten dramatische Folgen. Immer dreister, gewalttätiger, skrupelloser und mörderischer gingen Rassisten und Neofaschisten gegen Andersdenkende vor. Die Saat rechter Ideologien und Hetze gehe immer mehr auf. Davon zeugten das Massaker in Hanau (9 Tote, Februar 2020), der Anschlag in Halle (2 Tote, Oktober 2019), und der Mord an Walter Lübcke (August 2019).
Anhand der Ereignisse von Winterbach werde deutlich, was das einende Ziel rechter Gruppierungen und Parteien sei, so Tim Neumann, der Pressesprecher von Zusammen gegen Rechts: „Gewalt, Totschlag und Mord an ihren Feindbildern wie zum Beispiel MigrantInnen und ihren hier geborenen Kindern zu begehen. Sie nutzen dabei konservative Ressentiments und rassistische Meinungsbilder als Anknüpfungspunkte für den Ausbau ihres Einflusses in der Gesellschaft. Zehn Jahre nach dem furchtbaren Brandanschlag müssen wir festhalten: Der rechte Aufwind in Form von AfD, Querdenken, rechten Terrornetzwerken oder rechtsbetrieblicher Zusammenschlüsse wie Zentrum Automobil stellt uns alle vor die erhöhte Notwendigkeit, ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Wir brauchen mehr antifaschistisches Handeln und antifaschistisch Handelnde. Auf dieser Grundlage ist es einfacher zu erkennen, dass die Rechte Krisen wie die aktuelle Wirtschafts- und Coronakrise nicht abschaffen oder in geordnete Bahnen lenken, sondern verschärfen will und wird.“
Die Ereignisse und Lehren aus dem Brandanschlag seien von aktueller Bedeutung. Die Demonstration solle allen Betroffenen rechter Gewalt zeigen, dass man zu ihnen stehe und die ihnen widerfahrene Gewalt auch nach 10 Jahren nicht vergesse. Nur durch Aufklärung, Protest und Widerstand sei insbesondere die faschistische Rechte „in all ihren Facetten im Rems-Murr-Kreis merkbar zurückgedrängt“ worden. Trotz eines in Teilen 50-prozentigen Stimmenverlust der AfD bei der Landtagswahl sei man „noch lange nicht am Ende der Fahnenstange“. Das Verbreiten rechter Propaganda dürfe keine akzeptierter Teil von Meinungsbildung darstellen, sondern müsse „den Verantwortlichen verleidet werden“.
Bei der Planung der Demonstration nehme man den Infektionsschutz sehr ernst, so das Bündnis. Man wolle allen TeilnehmerInnen ein sicheres Demonstrieren ermöglichen. „Grobe Eckpunkte“ seien verpflichtendes Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, Abstandsmarkierungen auf den Kundgebungen und während der Demonstration.
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