Von Alfred Denzinger – Stuttgart. Rund 200 Menschen versammelten sich am Donnerstag, 29. April, auf dem Stuttgarter Gerda-Taro-Platz. Es verband sie das gemeinsame Bekenntnis, gegen Rassismus, Faschismus und Antisemitismus einzustehen. Anlass war ein neonazistischer Anschlag. Die Gedenk- und Informationstafeln zu Gerda Taro wurden am 4. April von unbekannten Tätern mit Hakenkreuzen beschmiert.
„Wir sind heute hier, weil wir nicht zulassen, dass unser Gedenken an Gerda Taro beschmiert, beschmutzt und in den Dreck gezogen wird. Und wir sind hier, weil wir nicht wollen, das dies das letzte Wort ist“, erklärte Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle (Grüne). Der Angriff sei kein Zufall gewesen, hielt der Antisemitismus-Beauftragte des Landes Michael Blume in seiner Rede fest, „ich bekomme praktisch jede Woche Meldungen aus Baden-Württemberg, wo Gedenkorte angegriffen werden“. Blume hob hervor, dass dieser Gedenkort angegriffen wurde, zeige, dass er wirke.
- Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle
- Michael Blume, Antisemitismus-Beauftragter
Die neue Nazis sitzen bereits in der Parlamenten
Der Kolumnist und Spaziergänger Joe Bauer betonte, er sei nicht hier, weil es mal wieder Zeit wäre, irgendwas zum Thema Gerda Taro zu sagen. Er sprach über „eine heuchlerische Erinnerungskultur“ bestimmter PolitikerInnen, die Zusammenhänge von Geschichte und Gegenwart ausblenden. „Die uns nicht sagt, warum Geschichte nicht Vergangenheit, sondern Gegenwart ist. Ersatzweise erinnert uns die Politik oft mit Denktafelfloskeln an die bösen Nazis des sogenannten 3. Reichs, ohne darauf hinzuweisen, dass in Deutschland längst neue Nazis in der Parlamenten sitzen und faschistischen Terrororganisationen zuarbeiten“. Weiter führte Bauer aus, es reiche nicht, Plakate mit „niedlichen Regenbogenmotiven zu hängen. Wir brauchen den täglichen Einsatz vor unserer Haustür. Wir brauchen ein politisches Bewusstsein gegen den Kulturkampf von Rechts“. Die vollständige Rede von Joe Bauer kann hier nachgehört werden.
Solidarität mit all jenen, die ins Visier von Nazis geraten
Die Taro-Biografin Irme Schaber betonte, dass die Täter nicht zufällig die Informationstafel über Gerda Taro gewählt hätten. Sie habe mit der Kamera gegen den Faschismus gekämpft und sei in Spanien unter den Bomben der Legion Condor ums Leben gekommen. Bei der Legion Condor handelte es sich um einen Luftwaffen-Verband der deutschen Wehrmacht im Spanischen Bürgerkrieg. „Wir dürfen die Hakenkreuze auf Erinnerungstafeln einer jüdischen Fotografin nicht hinnehmen. Wir können es nicht hinnehmen, wir wollen es nicht hinnehmen.“ Diese Hakenkreuze richteten sich auch gegen alle AntifaschistInnen und seien eine Drohung an alle, die für ein respektvolles und friedliches Zusammenleben seien. Der Kulturkampf von Rechts sei in vollem Gange. Dagegen müssen man einschreiten. Schaber zitierte zum Ende ihrer Rede Erich Kästner: Man dürfe nicht warten, „bis der Freiheitskampf als Landesverrat gebrandmarkt“ werde. Es sei wichtig, dass wir „Solidarität mit all jenen zeigen, die ins Visier von Nazis geraten“.
Die musikalische Umrahmung der Versammlung übernahm ein internationales Ensemble um den Gitarristen Alon Wallach und die Sängerin Marie Louise, das sich eigens für diese Kundgebung zusammengefunden hatte.
Unter den TeilnehmerInnen waren auch die Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne), Alt-Stadtrat Michael Kienzle, Susanne Jakubowski mit Michael Kashi von der Israelitischen Gemeinschaft und der „AnStifter“ Peter Grohmann.
- Muhterem Aras, Susanne Jakubowski und Michael Kashi
- Peter Grohmann, AnStifter
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