Von Sahra Barkini – Stuttgart. Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften Verdi und IG Metall, der BUND, Campact, Greenpeace und der Paritätische Wohlfahrtsverband riefen zusammen mit weiteren Organisationen für Samstag, 22. Oktober, zu einer Kundgebung mit anschließender Demonstration durch die Stuttgarter Innenstadt auf. Unter dem Motto: „Solidarischer Herbst: Soziale Sicherheit schaffen – Energiewende beschleunigen“ versammelten sich etwa 5000 Menschen um die Mittagszeit bei strahlendem Herbstwetter auf dem Schlossplatz. Zeitgleich gab es in Dresden, Frankfurt, Berlin und Hannover ähnliche Kundgebungen. Deutschlandweit beteiligten sich etwa 24 000 Menschen.
Eine große, bunte Menschenmenge versammelte sich in Stuttgart vor der Bühne an der Planie. Über den KundgebungsteilnehmerInnen schwebte ein blauer Ballon mit der Aufschrift „Klima retten“. Maike Schollenberger von Verdi und Joe Bauer moderierten die Kundgebung. Für musikalische Auflockerung zwischen den Redebeiträgen sorgte die Ska Band „No Sports“. Die Demonstration begleitete eine Brass Band, und am Rand des Demozuges wirkte die „Salamaleque Dance Company/Dancers agross the Borders“ mit.
Die Omas und Opas gehen Rechts waren ebenso dabei wie Fridays for Future, Attac, Didf, Solidarität und Klassenkampf, AtomkraftgegnerInnen und eine große Abordnung verschiedener Ortsgruppen der Linkspartei. Einige Menschen zeigten auch ihre Solidarität mit der Ukraine. Passend dazu hieß es im Aufruf zur Demonstration: „Basis für unser Engagement ist ein klares Bekenntnis zur Demokratie, zur Solidarität mit den Menschen in der Ukraine und gegen rechte Hetze.”
- Omas
- Linke
- Attac
- Didf
Herausforderung für DemokratInnen
In einem Redebeitrag machte der Moderator Joe Bauer sehr deutlich, was er über die Rechten denkt. „Heute schließen sich immer öfter Rechtspopulisten, autoritäre Konservative und Rechtsextreme zusammen – auf diese Weise entstehen faschistische Prozesse. Und genau da reiht sich einer wie der Stuttgarter OB Nopper ein, wenn er mit provinzieller Arroganz und Einfältigkeit auf Twitter trans Menschen diskreditiert“, sagte er. Und weiter: „Wir sehen doch, was um uns herum geschieht, in Italien, in Schweden, in Frankreich, von Ungarn zu schweigen. Wir kennen die Entwicklungen in den USA, Brasilien oder Indien. Der Faschismus ist zurück und deutlich präsent – und die demokratischen Kräfte tun zu wenig dagegen.“
Bauer sieht „Linke, Linksliberale, alle Demokratinnen und Demokraten“ vor der größten Herausforderung seit langem. „Viele von uns sollten endlich über ihren Schatten springen, sich zusammentun und nicht nur den Mut in anderen Ländern bewundern“, forderte er: „Im Blick auf die antifaschistischen Kräften möchte ich hier den britischen Publizisten und Aktivisten Paul Mason zitieren. In seinem in diesem Jahr bei Suhrkamp erschienen Buch ‚Faschismus. Und wie man ihn stoppt‘ schreibt er: ‚Die einfachste Methode, den Faschismus zu stoppen, besteht darin, den eigenen Körper – und nicht den Internet-Avatar – zwischen den Faschisten und ihr Ziel zu stellen. Ich habe das getan und weiß, dass es seine sehr wirksame Methode sein kann.'“
„Preise runter, Löhne rauf“
Die weiteren Themen in den Redebeiträgen reichten von Klimawandel über Tarifrunden bis zu den Preissteigerungen. Eine Alleinerziehende Mutter eines siebenjährigen Sohnes berichtete, dass sie ihr Studium unterbrechen musste, um nun einen zweiten Nebenjob anzunehmen, damit sie überhaupt noch annähernd über die Runden kommt.
Auf Transparenten und Schildern war zu lesen: „Preise runter, Löhne rauf“, „Miete, Strom, Gas, Lebensmittel wir wollen keine Existenzangst“, „Wir wollen kein ‚Schmiergeld‘, sondern bezahlbares Leben“. Es wurde mehr soziale Gerechtigkeit gefordert und Einsatz im Kampf gegen den Klimawandel. „Die Reichen zur Kasse“, „Armut bekämpfen“ oder auch „Wohnungs- und Energiekonzerne in öffentliches Eigentum“ und auch „Wer quer denkt, kann nicht klar denken“ war zu lesen.
Nach der Auftaktkundgebung formierte sich ein kurzer Demonstrationszug durch die Innenstadt. Die Route führte vom Schlossplatz vorbei am Neuen Schloss über die Stauffenberg- und Thouretstraße über die Lautenschlager- und Bolzstraße wieder am Neuen Schloss entlang zurück zum Ausgangspunkt. Dort klang der Protesttag mit einer kurzen Abschlusskundgebung und Musik aus. Die Demosanitäter Südwest waren mit einem Team vor Ort und sicherten die Demonstration notfallmedizinisch ab. Es mussten zwei Patientinnen versorgt werden. Die Veranstaltungstechnik wurde von Patrick Fischer und seinem Team von Dosoni Veranstaltungstechnik bereitgestellt.
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