Von unserer Redaktion – Remshalden-Grunbach. Die AfD kündigte für den 10. Januar erstmals seit langem öffentlich eine Veranstaltung im Rems-Murr-Kreis an. Sie hielt den genauen Ort jedoch geheim, um bei der sogenannten „Alternativen Runde“ ungestört zu bleiben. Wie das Bündnis Zusammen gegen Rechts (ZgR) mitteilt, erfuhr es jedoch durch einen Tipp aus der Grunbacher Bevölkerung, wo genau das Treffen stattfinden sollte: in den Remstalkegelstuben in Grunbach. Deren Wirtin ließ sich davon überzeugen, die AfD wieder auszuladen. Die Aktivität des ZgR ist damit vermutlich nicht vorbei, denn die AfD will bereits einen neuen Ort für ihre Veranstaltung gefunden haben. Auch dagegen kündigte das Bündnis bereits Protest an und teilt mit: „Sobald wir die neuen Räumlichkeiten für den 10. Januar herausgefunden haben, folgen die genauen Infos für den Protestort.
Das Bündnis Zusammen gegen Rechts schrieb einen offenen Brief an die Wirtin und überreichte ihn in einem persönlichen Gespräch. Die Wirtin lud die AfD daraufhin zwar aus, doch öffentlich positionieren wollte sie sich nicht. Dem Bündnis zufolge ging sie auch nicht auf das Angebot ein, mit einem Schild der „Respekt! Kein Raum für Rassismus“-Kampagne ein klares Statement in ihrem Lokal zu setzen.
„Die Begründungen waren dabei dürftig, eine öffentliche Positionierung würde dem Geschäft schaden. Das sehen wir anders: Die AfD zu beherbergen bedeutet auch, Rassismus, rechter Hetze und falschen Antworten einen Raum zu geben“, erklärt das Bündnis. Sich von der Partei zu distanzieren, trage hingegen einen Teil dazu bei, öffentliche Orte zu schaffen, an denen Menschen unabhängig von ihrer Herkunft und ohne Angst vor rassistischen Anfeindungen zusammen kommen können. „Dass die AfD sich öffentlich trifft, ist vor allem angesichts der kürzlich stattgefunden Großrazzien gegen die Reichsbürgerszene perfide, welche wieder einmal die personellen Verstrickungen und inhaltlichen Überschneidungen von Teilen der AfD mit faschistischen Personen und Organisationen offen gelegt haben“, so das Bündnis.
Die Geschehnisse rund um die „alternative Runde“ im Januar zeigten deutlich, dass es im Rems-Murr-Kreis keinen Platz für rechte Hetzer gebe. Seit das Bündnis aktiv geworden ist, hätten sich bereits viele WirtInnen im Rems-Murr-Kreis klar gegen die AfD positioniert und die Rechten aus ihrem Lokal geschmissen. „Die Erfolge sprechen für unsere Aktionen, während die AfD im Rems-Murr-Kreis immer wieder daran scheitert, ihre Veranstaltungen abhalten zu können“, schreibt „Zusammen gegen Rechts“. Die lokale AfD könne weiter versuchen, sich zu verstecken. Man werde jedoch nicht müde werden, AfD Veranstaltungen aufzuspüren um sie zu verhindern. „Wir machen weiter, bis unser Ziel erreicht ist und die AfD nie wieder ein Lokal im Rems-Murr-Kreis findet, um ihre Hetzveranstaltungen abzuhalten“, kündigt das Bündnis an: „So einfach und wirksam kann praktischer Antifaschismus manchmal sein!“
Der offene Brief von Zusammen gegen Rechts im Wortlaut:
„Sehr geehrte Frau XXXXXXXX,
Sehr geehrtes Remstalkegelstuben-Team,
wir, das Bündnis ‚Zusammen gegen Rechts Rems-Murr‘, haben erfahren, dass sich in ihren
Räumlichkeiten am 10. Januar 2023 um 19 Uhr die Alternative für Deutschland trifft und eine
sogenannte Alternative Runde veranstaltet. Mit diesem offenen Brief fordern wir Sie dazu auf, der
AfD ihre Räumlichkeiten zu verwehren und sich von dieser zu distanzieren.
Als lokales Bündnis gegen Rechts organisierten wir bereits in der Vergangenheit Proteste gegen
Veranstaltungen der AfD und anderer rechter Akteure. Bei einigen angekündigten Alternativen
Runden in Gaststätten ist den WirtInnen im Vorhin nicht bekannt, dass es sich bei der Reservierung
um die AfD handelt. Da diese sich oftmals nicht unter offiziellem Namen angemeldet hat, möchten
wir Sie mit diesem Brief darüber in Kenntnis setzen.
Bei der AfD handelt es sich um eine klar rechtsradikale Partei mit starken Verbindungen in das
gewaltbereite und gewalttätige faschistische Lager. So wurde erst jüngst eine Verbindung zwischen
ReichsbürgerInnen, welche einen Staatsstreich planten, und der AfD Politikerin Birgit Malsack-Winkemann bekannt, welche nach der Machtübernahme einen Teil der neuen Regierung stellen sollte. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um eine Ausnahme, vielmehr sucht die AfD ganz direkt die Verbindung mit solchen Kreisen.
Darüber hinaus versucht die AfD sich aktuell als Sprachrohr all jener darzustellen, welche mit den
aktuellen Krisenauswirkungen und der dafür verantwortlichen Ampelregierung zurecht unzufrieden
sind. Doch das sind sie nicht und eine Lösung der Krise wird niemals von der AfD oder anderen
Rechten kommen, welche nichts als plumpe Parolen und Rassismus zu bieten haben.
Daher sollte man gerade in Zeiten der Krise der AfD absolut keine Bühne bieten. Daher rufen wir
Sie als Wirtin auf, klare Kante gegen Rechts zu zeigen und der AfD eine Absage zu erteilen. Durch
die Bereitstellung ihrer Räumlichkeiten für die AfD tragen sie aktiv dazu bei, dass diese neue
MitstreiterInnen gewinnen und sich vernetzen können. Damit würde sie wiederum dazu beitragen,
ein Klima des Hasses in diesem Land zu schüren, welches den Nährboden für rechte Attentate wie
in Hanau oder Halle schafft.
Stattdessen sollte ihre Gaststätte ein Raum der Weltoffenheit und der Toleranz sein, nicht des
Rassismus und der Spaltung, wie dies bei Stammtischen der AfD der Fall ist. Wenn Sie sich
dagegen entscheiden, die AfD zu beherbergen, würden wir das sehr begrüßen und auch gerne weiter
in Kontakt bleiben. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass auch Grunbach ein Ort ist, wo jede
und jeder sich unabhängig der jeweiligen Nationalität wohl fühlen kann.
Darüber hinaus schlagen wir ihnen vor mit einem Schild der Respekt! Kein Platz für Rassismus-Kampagne ein klares Statement in ihrem Lokal zu setzen. Alle Infos dazu finden Sie unter respekt.tv/aktionen/respektschild-anbringen. Gerne unterstützen wir Sie hierbei. Das sehen wir als wichtigen Teil unserer Aufgabe als Antifaschistinnen und Antifaschisten und werden daher auch nicht zögern zu öffentlichen Protesten aufzurufen, sollten sie sich dennoch dazu entscheiden die AfD willkommen zu heißen.
Mit freundlichen Grüßen
Offenes Antifaschistisches Treffen Rems-Murr
DGB Rems-Murr
DGB Ortsverband Fellbach
DGB Ortsverband Schorndorf
Die Linke Rems-Murr
DKP Rems-Murr
IG Metall Rems-Murr
Initiative Rems-Murr nazifrei!
Jusos Kreisverband Rems-Murr
Verdi Ortsverein Rems-Murr
VVN-BdA Rems-Murr“
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