Stuttgart. Nach dem Anschlag in Hanau kamen am Donnerstag, 20. Februar, in Stuttgart über 1000 Menschen zusammen, um sich bei einer von „Stuttgart gegen Rechts“ organisierten Kundgebung mit den Betroffenen von rechtem Terror zu solidarisieren. Am Vortag waren in Hanau zehn Menschen ermordet wurden. Zuletzt erschoss sich der rassistisch motivierte Täter selbst. Am Samstag rufen unter anderem We’ll come united und Tribunal ‚NSU-Komplex-auflösen‘ zu einer Kundgebung in Hanau auf. Es gibt einen Aufruf zur gemeinsamen Anreise mit dem Zug aus Stuttgart. Treffpunkt ist am Samstag, 22. Februar, um 9.45 Uhr in der alten Kopfbahnsteighalle.
Bereits kurz nach dem Anschlag in Hanau begann der Versuch, die Tat als Einzeltat und den Täter als „verwirrt“ zu verharmlosen. Vernachlässigt werde dabei, dass die seit Jahren nach rechts verschobene Debatte dazu führe, dass Täter sich zu Bedrohung, Übergriffen und Mord ermutigt oder sogar verpflichtet fühlen, so die Veranstalter der Kundgebung.
Es reiche nicht, nun warme Worte zu finden. „Wir müssen endlich handeln, um der Verschiebung des Diskurses etwas entgegenzusetzen, und die Rechten zurückzudrängen“, forderte ein Redner. Es reiche der Gesellschaft nicht mehr, immer und immer wieder nur zu trauern und dabei doch tatenlos zuzusehen. Neben der Trauer herrsche die Wut darüber, dass die Behörden offenbar nicht in der Lage sind, Menschen vor Angriffen durch Faschisten zu schützen, gleichzeitig antifaschistische Strukturen kriminalisierten und zivilgesellschaftlichen Bündnissen Steine in den Weg gelegt werden.
Nach der Kundgebung formierte sich ein spontaner Demonstrationszug durch die Stadt, dem sich etwa 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer anschlossen.
Dazu heißt es in einer Mitteilung des Antifaschistischen Aktionsbündnisses Stuttgart und Region AABS: Nach der Kundgebung „nahmen sich rund 600 TeilnehmerInnen wütend über Naziterror und seine systematische Verharmlosung die Straße und zogen über die Haupt-Einkaufsstraße zum Rathaus. Auf dem Weg wurde Pyrotechnik gezündet und eine Polizeikette, die das Rathaus schützen wollte, durchbrochen“.
Das Stuttgarter Rathaus sei durch einen noch geöffneten Notausgang von AktivistInnen gestürmt worden, die „bei den Büros der „Alternative für Deutschland“ im dritten Stock einen Besuch abgestattet“ hätten. Unter anderem seien Plakate mit Slogans wie „Rassistische Hetze führt zu rassistischem Terror!“ und „Ihr tragt die Schuld für Hanau!“ an ihre Tür und in den Flur geklebt worden.
„Wir sind in Gedanken bei den Betroffenen und ihren Angehörigen. Wir trauern um die Menschen die aus rassistischen Motiven umgebracht wurden“, so das AABS: „Umso wichtiger war die breite Mobilisierung, die große Spontandemo und der Rathaussturm.
AfD und Co sind die politisch Verantwortlichen für Hanau, Halle und all die anderen Taten. Es wird Zeit, sie entsprechend zu konfrontieren.“
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