Von Sahra Barkini – Stuttgart. Mit einer ersten Kundgebung startete die unter anderem von Joe Bauer, Brigitte Lösch, Hans D. Christ und Fritz Mielert gegründete Initiative „Gemeinsam gegen Rechts – für eine bessere Demokratie“ mit mehreren hundert TeilnehmerInnen erfolgreich. Zum Netzwerk gehören neben der Gewerkschaft Verdi, dem Stuttgarter Kunstmuseum, Theatern und Kinos auch der Club Wizemann und die Faninitiativen des VfB Stuttgarts und der Stuttgarter Kickers.
Moderiert wurde die Kundgebung am Samstag, 14. Oktober, von Maike Schollenberger (Verdi) und Joe Bauer. Für die musikalische Umrahmung sorgten die Stuttgarter Opernsängerin Josefin Feiler und die Ska-Band „No Sports“.
Auf der Homepage (link https://www.netzwerk-gegen-rechts.info/) der Initiative ist nachzulesen: „Wir erleben zurzeit den bedrohlichsten Rechtsruck seit Gründung der Bundesrepublik. Nationalisten und Völkische, Rechtspopulisten und Nazis haben immer größeren Zulauf. Und die hohen Umfragewerte für ihren parlamentarischen Arm, die AfD, zeigen noch nicht das ganze Ausmaß der Gefahr, die auch in vielen anderen Ländern herrscht.“
Diesem Rechtsruck wollten nicht nur die vielen TeilnehmerInnen, sondern auch die RednerInnen etwas entgegensetzen. Denn nur gemeinsam und auch entgegen möglicher persönlicher Antipathien schaffe man es, sich dem Rechtsruck entgegen zu stellen. Joe Bauer sagte: „Wir müssen lernen im Verschiedenen das Gemeinsame zu entdecken.“ Hasko Weber, der Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters Weimar, plädierte für eine enge Zusammenarbeit von Politik und Kultur gegen rechte Kräfte.
Das Aktionsbündnis 8. März stellte die Rechte von Frauen und queeren Menschen in den Vordergrund. Denn sie würden ebenso wie Geflüchtete vom Rechtsruck bedroht. Darüber sprach Sadiq Zartila vom Flüchtlingsrat Baden-Württemberg. Er erzählte von seiner eigenen Migrationsgeschichte und betonte, alle müssten sich gemeinsam und entschieden gegen die Angriffe von Rechts stellen.
José-Miguel Revilla (Vertrauensmann, Mercedes-Benz) befasste sich in seiner Rede mit Zentrum (früher Zentrum Automobil), einer rechten Scheingewerkschaft. Susanne Jakubowski, Mitglied der jüdischen Gemeinde Württemberg, sagte: „Wenn wir weiterhin leere Phrasen dreschen und die Hände in den Schoß legen, werden wir auch hier alles verlieren wie Demokratie und Menschlichkeit“.
Maike Schollenberger betonte: „Wir DemokratInnen sind jetzt gefordert, Gesicht zu zeigen. Damit nicht von Rechtsaußen rassistische Narrative und Lösungen diktiert werden. Denn wir sind die große und solidarische Mehrheit im Land“. Joe Bauer gab noch zu bedenken: „Die Wölfe kommen immer im Schafspelz daher“. Die Rednerin von Stuttgart gegen Rechts (SgR) sprach unter anderem darüber, dass sich nun alle Parteien in einer Migrationsdebatte verstricken, die von der AfD befeuert wurde. Die SgR-Rede kann hie nachgelesen werden.
Der deutsche Antifaschist und Widerstandskämpfer Peter Philipp Gingold schrieb: „1933 wäre verhindert worden, wenn alle Hitlergegner die Einheitsfront geschaffen hätten. Dass sie nicht zustande kam, dafür gab es für die Hitlergegner in der Generation meiner Eltern nur eine einzige Entschuldigung: Sie hatten keine Erfahrung, was Faschismus bedeutet, wenn er einmal an der Macht ist. Aber heute haben wir alle diese Erfahrung, heute muss jeder wissen, was Faschismus bedeutet. Für alle künftigen Generationen gibt es keine Entschuldigung mehr, wenn sie den Faschismus nicht verhindern.“ Diese Lebensweisheit von Gingold sollte allen Mahnung sein.
An einem Vernetzungstreffen nach der Kundgebung im Württembergischen Kunstverein nahmen 200 Menschen teil. Die Initiative plant weitere Veranstaltungen und Aktionen.
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