Von unseren ReporterInnen – Göppingen. Nach dem Verbot der „Autonomen Nationalisten Göppingen“ scheint die rechtsradikale Kleinpartei „Der Dritte Weg“ ihre Rolle übernommen zu haben. Darüber hat ein Bündnis von bis zu 40 NazigegnerInnen am späten Samstagvormittag, 20. Mai, auf dem Göppinger Marktplatz informiert.
Zu der Kundgebung auf dem Göppinger Marktplatz hatte das Antifaschistisches Aktionsbündnis Stuttgart und Region (AABS) mobilisiert. Sie begann mit einer kurzen Verzögerung. Göppingen bleibe Schauplatz rechter Gewalt, sagte ein Sprecher des AABS. Der Stadt Göppingen attestierte das Bündnis in dieser Hinsicht ein Versagen auf breiter Linie.
Die Serie von Anschlägen gegen Politiker und andere Andersdenkende reißt seit November letzten Jahres in Göppingen nicht ab. Im Gegenteil – die Zahl der Übergriffe blieb konstant hoch. Erst der jüngste Anschlag vom Montag, 15. Mai, zeige, dass Göppingen ein Neonazi-Problem hat, so der Sprecher weiter (siehe „Erneut Anschlag auf ein Wohnhaus„).
AfD erklärt Menschen zu Sündenböcken
Die Linke hatte mit einer Pressemitteilung mit der Überschrift „Innenminister Strobl auf dem rechten Auge blind?“ auf den Anschlag auf das Wohnhaus des Göppinger Kreisvorsitzenden der Partei Thomas Edtmaier reagiert. Sie war bei der Kundgebung am Samstag nur mit ihrem Stadtrat Christian Stähle vertreten. Auch Edtmaier selbst war nicht vor Ort. Wir machten nur einen der Betroffenen der vermutlichen rechten Anschläge und Outings unter den KundgebungsteilnehmerInnen aus.
Ein weiterer Redner sprach über die AfD. Die rechtsorientierte Partei stelle sich immer noch als bürgerlich Partei dar und biete sich einigen Menschen als scheinbare Alternative an. Sie suche aber Sündenböcke wie Flüchtlinge oder Arbeitslose. Mit Hetze gegen Menschen wie Homosexuelle versuche die Partei, Anhänger im bürgerlichen Lager zu gewinnen. Das beste Beispiel für die Entwicklung der AfD sei der parlamentarische Berater der Landtagsfraktion Armin Allmendinger: Er sei Mitglied der vom Verfassungsschutz beobachteten rechtsextremen Burschenschaft „Rheinfranken in Marburg“.
Polizei und Ordnungsamt stören sich an „Kampfhund“
Aus Sicht der Polizei handelte es sich um eine Provokation unseres Mitarbeiters, dass dieser auf der Kundgebung mit seinem Hund erschien. „Hunde sind auf der Kundgebung verboten“, so die einhellige Meinung von Polizei und Ordnungsamtmitarbeiterin. Den Einwand unseres Mitarbeiters, ob denn Polizeihunde auch verboten seien, wollte die Polizei zunächst nicht gelten lassen. Für unseren Chefredakteur eine klare Sache: „Ich bin nicht Kundgebungsteilnehmer, sondern Pressevertreter. Somit gelten für mich die Kundgebungsauflagen nicht.“
Zu bemerken wäre noch, dass es sich bei dem „Kampfhund“ wohl doch eher um ein „Kampfmeerschweinchen“ handelte (siehe Video).
„Frisch auf!“-Fans von Parolen gegen Rechts angetan
Ein Pavillon und Tische mit Broschüren und Informationsmaterial stieß bei PassantInnen auf großes Interesse. Die Kundgebung endete kurz nach 12.30 Uhr. Es wurde auch zur Teilnahme an einer darauffolgenden Kundgebung für verurteilte AntifaschistInnen um 16 Uhr in Pforzheim aufgerufen (siehe „Solidaritätskundgebung für verurteilte Antifaschisten„).
Als die KundgebungsteilnehmerInnen den Marktplatz schon verlassen hatten, traf eine Fangemeinde der Handballmannschaft „Frisch auf! Göppingen“ ein. Die Gruppe war am Kornhausplatz gestartet und via Marktstraße zum Marktplatz gezogen. Vor dem Rathaus stoppte sie. Von den zuvor von AntifaschistInnen mit Kreide aufgebrachten Schriftzügen am Boden wie „Dem Rechtsruck entgegentreten!“ zeigten sich die Fans sichtlich angetan. Sie zogen anschließend zum EHF Cup Final Four Turnier in die EWS-Arena weiter.
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