Von unseren Reporterinnen – Berlin. Der Regen wurde am Sonntag, 13. Januar, gerade dann stärker, als sich der Demozug zum Gedenken an den 100. Todestag von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht am Frankfurter Tor in Richtung der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Bewegung setzte. Die Organisatoren sprachen von etwa 15 000 TeilnehmerInnen, die in diesem Jahr gekommen seien. Wir schätzen die Zahl niedriger, doch der Zulauf dürfte im Jubiläumsjahr höher gewesen sein als sonst.
Die Linke hatte bei der Demo-Anmeldung 10 000 erwartete Teilnehmerinnen angegeben. Auffallend: Neben roten und schwarzen Fahnen oder Zeichen internationaler Gruppen waren dieses Mal auch auffallend viele gelbe Streikwesten zu sehen, dazu ein Transparent „Solidarität mit den Gelbwesten!“. Ebenfalls auffallend war ein großer Block der MLPD neben Fahnen der Linken, der DKP oder der VVN und immer wieder Fahnen der parteiunabhängigen linken Schutz- und Solidaritätsorganisation Rote Hilfe. Viele Demo-TeilnehmerInnen waren mit Bussen aus dem ganzen Bundesgebiet angereist.
„Wir demonstrieren für Frieden und internationale Solidarität, gegen Ausbeutung, gegen den Abbau demokratischer Rechte und das Anwachsen faschistischer Gefahren“, hieß es auf der Homepage der LL-Initiative. Noch vor dem Fronttransparent mit der Aufschrift „Luxemburg Liebknecht Lenin – Niemand ist vergessen! Aufstehen und widersetzen!“ fuhr ein Lautsprecherwagen. Die Polizei sprach von einem friedlichen Verlauf der Demonstration. Sie führte vom Frankfurter Tor durch die Karl-Marx-Allee und die Gudrunstraße zum Zentralfriedhof. Es gab einen antifaschistischen und internationalistischen Block, der auch das kurdische Gebiet Rojava als Gesellschaftsmodell thematisierte.
Die Parteispitze der Linken hatte sich am Morgen auf dem Platz vor dem Zentralfriedhof versammelt, um gemeinsam zum Mahnmal zu gehen. Neben den Parteivorsitzenden Bernd Riexinger und Katja Kipping waren die Fraktionsvorsitzenden Dietmar Bartsch und Sahra Wagenknecht gekommen, aber auch viele weitere Abgeordnete aus Bundestag und Landtagen, Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, Oskar Lafontaine, Gregor Gysi und eine Delegation der Rosa-Luxemburg-Stiftung mit der Vorsitzenden Dagmar Enkelmann an der Spitze. Sie legten Kränze, Gestecke und rote Nelken nieder und umrundeten das Rondell – wie üblich begleitet von Kameraleuten und Fotografen. Ihnen folgte den ganzen Vormittag über ein langer Zug von Menschen, davon viele mit roten Nelken. Tausende pilgerten trotz Nieselregens zu der Gedenkstätte.
- Florian Weis und Dagmar Enkelmann, Rosa-Luxemburg-Stiftung
- Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine
- Gregor Gysi (Bildmitte) und Ministerpräsident Bodo Ramelow rechts hinter ihm
Vor dem Mahnmal von Journalisten befragt, hob Riexinger die Bedeutung Karl Liebknechts und besonders Rosa Luxemburgs hervor: Natürlich waren sie wichtige Vorkämpfer und Vordenker der linken und sozialistischen Parteien und Bewegungen. Insbesondere der Kampf gegen Aufrüstung, Militarisierung und Krieg, aber auch ein wichtiger Denkansatz ist von Rosa Luxemburg, Sozialismus und Demokratie und Freiheit miteinander zu verbinden und nicht gegeneinander zu stellen. Auch eine wichtige Lehre und eine wichtige Errungenschaft für heutige linke Politik.“
An der Zufahrtsstraße zum Zentralfriedhof waren wie üblich Stände mit Zeitungen, Büchern und Infomaterial aufgebaut. An den Imbissbuden gab es Erbsensuppe, Glühwein und vieles andere mehr. Der Schalmeienchor, der wie jedes Jahr auf dem Platz vor der Gedenkstätte spielte, fand viel Zuspruch.
Am Vortag hatte die Rosa-Luxemburg-Stiftung mit einer Feier des Todestags ihrer Namensgeberin gedacht. In Berlin-Moabit veranstaltete die Tageszeitung „junge Welt“ ihre 24. Rosa-Luxemburg-Konferenz.
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Solidarität bleibt international
Demonstrative Einheit im Gedenken
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