Von Sahra Barkini – Stuttgart. Die erste „Trans*Pride“ – eine Veranstaltung rund um das Thema Transsexualität – auf Stuttgarter Boden fand am Samstag, 7. September, statt. Denn auch 50 Jahre nach den „Stonewall Riots“ haben Trans*Personen kaum Öffentlichkeit. Auch der jährlich stattfindende CSD wird eher als Parade von Schwulen und Lesben wahrgenommen. Dabei waren es unter anderem Trans*Frauen wie Marsha P Johnson die eine große Rolle an den damaligen Aufständen in New York spielten (siehe hierzu „Noch immer keine Gleichstellung„).
Der Stuttgarter Trans*Pride wurde von Projekt 100% Mensch, dgti AK Baden-Württemberg, Eltern von trans* Kindern und Queerdenker Stuttgart organisiert.
Die Schirmherrschaft der Veranstaltung übernahm Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne). Leider konnte Aras nicht selbst anwesend sein. Holger Edmaier (Projekt 100% Mensch) verlas ein Grußwort von ihr.
Auf dem Stuttgarter Schlossplatz versammelten sich um 12.30 Uhr rund 350 Menschen. Dort waren bereits Infostände vom CSD Stuttgart, Abseitz Stuttgart, der Linken, der Piratenpartei, der Weissenburg und vom Projekt 100% Mensch aufgebaut.
Bunt durch die Stuttgarter Innenstadt
Nach einer kurzen Kundgebung begann um 13 Uhr die Demonstration durch die Stuttgarter Innenstadt. Die Demoroute führte vom Schlossplatz, über die Bolzstrasse, auf die Theodor-Heuss Strasse zum Rotebühlplatz. Dort gab es eine Zwischenkundgebung. Dann zog der bunte Demozug weiter über die Eberhardstrasse zum Charlottenplatz und zurück Richtung Schlossplatz. Der Demonstrationszug wurde unter anderem von Tessa Ganserer (MdL Die Grünen/Bayern) und Christin Löhner (Autorin es Buchs „trans(*)parent“) angeführt. Ihnen folgte eine bunte „Schmetterlingsformation“. Begleitet wurde die Demonstration von den Demosanis Südwest.
Wieder am Schlossplatz zurück begann die Kundgebung mit einem vielseitigen Programm. Moderiert wurde von Janka Kluge (dgti), Jj Link und Tanja.
StadträtInnen mit Wissenslücken
Auf dem Podium diskutierten VertreterInnen des Stuttgarter Gemeinderats: Andreas Winter (Grüne), Jasmin Meergans (SPD), Laura Halding-Hoppenheit (Die Linke), Dr. Stefan Kaufmann (MdB und Queerpolitischer Sprecher der CDU) und Thorsten Puttenat (Die Stadtisten) teil. Sie alle waren sich einig, dass es professionelle Beratungsstellen bräuchte und Aufklärung in Schulen sehr wichtig sei. Außerdem müsse in den Köpfen der Bevölkerung ankommen, dass Transsexualität nicht „krank sein“ bedeute, sondern diese Menschen völlig normal seien. Es müsse Sichtbarkeit geschaffen werden, und dies liege in der Verantwortung der Stadt. Thorsten Puttenat regte an, dass Trans*AktivistInnen die Gemeinderatsfraktionen besuchen sollten. Denn als seine Fraktion über die Einladung zur Podiumsdiskussion sprach, sei schnell klar geworden, dass alle Fraktionsmitglieder Wissenslücken hätten. Hier könne Abhilfe geschaffen werden.
Deutschland hinkt hinterher
Von Tessa Ganserer (bayrische Landtagsabgeordnete) und Dr. Adrian Hector (Vorstand des Bundesverband *trans) sowie weiteren Aktivist*Innen war zu erfahren, dass sowohl die rechtliche als auch die soziale Lage von Trans*personen in Deutschland noch immer kompliziert sei. So würde AktivistInnen und Betroffene bereits seit Monaten auf die dringend notwendige Reform des TSG (Transsexuellengesetz) warten. Außerdem hinke Deutschland bei der Selbstbestimmung von Trans*personen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hinterher. Malta und Dänemark seien schon viel weiter.
Für die musikalische Umrahmung sorgten Holger Edmaier, Msoke aus Zürich, Fender Schrade aus Stuttgart und Tamara. Sir Mantis und Opal Spielmensch steuerten feministisch-progressiven Rap bei.
Weitere Bilder des Tages
Weitere Videos
Folge uns!