Stuttgart. Die baden-württembergische Landesregierung wollte zulassen, dass die Läden am Karfreitag und Ostermontag öffnen. Nach massivem Protest der Gewerkschaft Verdi und des DGB steuerte sie um: Die Corona-Verordnung des Landes werde geändert, erklärte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU). Die Geschäfte bleiben am Karfreitag zu. Da der Ostermontag noch zur Disposition steht, hält Verdi an ihrer ursprünglichen Petition fest. Diese kann hier eingesehen und unterzeichnet werden.
Neben den Gewerkschaften hatten auch die Kirchen gegen die geplante Ladenöffnung protestiert. Als „völlig überflüssig“ kritisierte Verdi Baden-Württemberg als Interessenvertretung der Beschäftigten im Einzelhandel das Vorhaben der Landesregierung, „lebensnotwendige“ Läden an Karfreitag und Ostermontag öffnen zu lassen. Die meisten Lebensmittelläden hätten ohnehin darauf verzichtet, an Sonntagen zusätzlich zu öffnen. Verdi sieht dafür einen guten Grund: Es gebe keinen zusätzlichen Bedarf. Die Zeit der großen Hamsterkäufe neige sich dem Ende zu, der Ansturm der Kundinnen und Kunden habe sich weitestgehend normalisiert.
Der für den Handel zuständige Verdi-Landesfachbereichsleiter Bernhard Franke kritisierte das Vorhaben der Landesregierung als „eine echte Zumutung für die Verkäuferinnen und Verkäufer, die die Osterpause dringend zur Erholung brauchen. Seit Wochen arbeiten sie über jegliches Maß hinaus, mehr oder weniger geschützt vor Infektionen. Das soll der Dank dafür sein?“
Verdi-Landesbezirksleiter Martin Gross monierte, dass es keine Vorankündigung bei Verdi als zuständiger Gewerkschaft, „geschweige denn eine Konsultation“ gegeben habe. Man habe von dem Plan aus den Medien erfahren. Bernhard Franke zufolge war die Öffnungs-Erlaubnis als „unanständige Ansage der Landesregierung an die Beschäftigten im Handel“ zu verstehen, dass sie noch mehr bringen müssten. „Eine solche Ansage hätten wir von der Landesregierung eher an die Handelsunternehmen erwartet: Zahlt eine angemessene Prämie, denn ihr profitiert von der Krise mit einem großen Umsatzplus. Ein Zuschlag von 500 Euro im Monat für die Heldinnen und Helden an der Kasse muss jetzt her. Die bisher zugesagten Prämien würden, wenn bekannt, den Kundinnen und Kunden die Schamesröte ins Gesicht treiben.“
Auch der DGB hatte von einer „skandalösen Entscheidung“ gesprochen. Die höchsten Feiertage für katholische und evangelische ChristInnen seien ein schützenswertes Gut. „Schon die Freigabe der Sonntagsöffnung war eine Fehlentscheidung der Landesregierung auf dem Rücken der Beschäftigten“, so der baden-württembergische DGB-Landesleiter Martin Kunzmann. Er erwarte, „dass beide Entscheidungen zurückgenommen werden. Damit käme Grün-Schwarz nicht nur den Bedürfnissen der Beschäftigten entgegen, sondern respektiere auch die Mehrheitsmeinung in der Bevölkerung.“
- Martin Kunzmann, DGB Landesvorsitzender
- Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Grüne
Schließlich ruderten der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut (CDU) zurück: An Karfreitag und Ostersonntag müssen die Läden zu bleiben. Der Rat des DGB an die Händler: „Gönnt euren hart arbeitenden Beschäftigten auch am Ostermontag noch einen Tag Pause!“
Da der Ostermontag noch zur Disposition steht, hält Verdi an ihrer ursprünglichen Petition fest. Diese kann hier eingesehen und unterzeichnet werden.
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