Von Sahra Barkini – Stuttgart. Zum 8. Mai, dem Tag der Befreiung, luden unter anderem die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA Stuttgart), das Antifaschistische Aktionsbündnis Stuttgart und Region (AABS) sowie die Linke Stuttgart zu einer Kundgebung am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Stuttgart ein. Trotz Corona-Pandemie folgten diesem Aufruf zum Gedenken der Opfer über 200 Menschen, unter ihnen die Bezirksvorsteherin von Stuttgart Mitte Veronika Kienzle (Grüne) und der CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann. Michael Hecht umrahmte die Feier musikalisch.
- Veronika Kienzle
- Stefan Kaufmann, MdB CDU
- Michael Hecht
Auch 75 Jahre nach der Befreiung mahne dieser Tag, im Kampf gegen Faschismus, Rassismus und Nationalismus nicht zu schweigen. Mehr Menschen als in den Jahren zuvor zog es ans Mahnmal – trotz Abstandsregel, welche weitestgehend eingehalten wurde, und der Bitte der Veranstalterinnen, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Der jüdische Kommunist und Antifaschist Peter Gingold sagte einmal, die Befreiten von damals erlebten den 8. Mai als „Morgenröte der Menschheit“.
Der momentanen Situation geschuldet gab es in diesem Jahr keine Liveansprachen, nur eine kurze Begrüßung von Dieter Lachenmayer (VVN) und eine zuvor aufgezeichnete Rede des AABS (siehe Video unten). Darin hieß es, auch in Deutschland sei es 75 Jahre nach Kriegsende an der Zeit, dass der 8. Mai ein gesetzlicher Feiertag wird. Mehr als 55 Millionen Menschen fielen Naziterror, Holocaust und Vernichtungskrieg zum Opfer. Sie bezahlten den deutschen Griff nach der Weltherrschaft mit unvorstellbaren Leid und ihrem Leben.
75 Jahre nach Kriegsende mische Deutschland wieder weltweit an Kriegen mit und profitiere davon. Die Bereitschaft, deutsche Interessen erneut mit militärischen Mitteln durchzusetzen, sei alltägliche politische Praxis geworden. Während der Corona-Krise scheine ein Bundeswehreinsatz im Inneren legitim zu sein, dadurch solle aber auch Akzeptanz für Militär im Alltag geschaffen werden.
Auch 75 Jahre nach Kriegsende seien Millionen Menschen auf der Flucht. Trotz der europäischen Geschichte habe sich Europa zu einer Festung entwickelt. An den europäischen Grenzen und im Mittelmeer sterben tagtäglich Menschen. Wirtschaftliche Interessen verdrängten das Grundrecht auf Asyl und körperliche Unversehrtheit.
„Wir erleben auch heutzutage einen rasanten Aufstieg faschistischer Kräfte, die Nazigruppe NSU konnte jahrelang unbehelligt eine blutige Spur des Terrors durchs Land ziehen, brennende Unterkünfte von Geflüchteten, rassistische und antisemitische Terrorakte, Morde wie in Kassel, Halle, Hanau sind traurige Höhepunkte und Ausprägungen des Rechtsrucks“, hieß es in der Rede weiter. Mit der AfD sei eine offen rassistische Partei im Bundestag und in Landtagen vertreten, die große Schnittmengen zu faschistischen Positionen und eindeutig rechtem Personal aufweise. Als Ende letzten Jahres der VVN-BdA die Gemeinnützigkeit entzogen wurde, schrieb Esther Bejarano an Bundesfinanzminister Olaf Scholz: „Das Haus brennt und sie sperren die Feuerwehr aus“.
Auch heute solle für alle Menschen der Schwur von Buchenwald verpflichtend sein: Nie wieder Krieg – nie wieder Faschismus!
Zum Ende der Kundgebung wurden auch in diesem Jahr Trauerkränze und rote Nelken zum Gedenken an die Opfer niedergelegt.
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