Von Paul Linker – München. Es war ein ganz besonderes Spektakel, welches da Mitte September in München über die Bühne ging: die „IAA-Mobility“. Wie schon 2019 in Frankfurt, haben nach der letztjährigen Coronapause der IAA nun auch im beschaulichen München zehntausende KlimaaktivistInnen und UmweltschützerInnen gegen die kapitalistischen Greenwashing-Versuche der Automobilindustrie engagiert und kämpferisch protestiert.
Die Verantwortlichen dieses SUV-Events sahen sich trotz ihrer Versuche, die IAA als Erfolg für eine „nachhaltige“ Mobilität zu verkaufen, mit vielfältigen und kreativen Protestformen konfrontiert. Wie in der automobilfreundlichen BRD nicht anders zu erwarten, riefen solche Proteste die Staatsgewalt auf den Plan. Nach Angaben der Polizei wurden mehr als 4500 Cops eingesetzt. Die Einsatzkräfte gingen rüde und brutal gegen die GegendemonstrantInnen vor.
Schon am Freitag, 10. September, ging die Polizei mit massiver Gewalt gegen verschiedene Blockade- und Besetzungsaktionen vor. Dabei wurden viele AktivistInnen durch Pfefferspray- und Schlagstockeinsatz teils erheblich verletzt. Zudem kam es zu mehreren Angriffen auf Journalisten (siehe Video unten).
Das Mittel der „präventiven“ Ingewahrsamnahme wurde ebenfalls angewandt. Auch hier wurde die Pressefreiheit massiv verletzt. Nach Angaben der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten Union dju wurden auch vier akkreditierte Journalisten in Gewahrsam genommen, obwohl sie lediglich die Aktionen der KlimaaktivistInnen fotografisch festhielten.
An der Großdemonstration am Samstag, 11. September, beteiligten sich mehrere zehntausend Menschen, allein an den Fahrraddemos aus dem Münchner Umland waren es mindestens 20 000.
Als Aktivisten aus dem klassenkämpferischen Block im Bereich der Luisenstraße mehrere Bäume besetzten und klimakritische Transparente an ihnen befestigten, begann der Schlagstock- und Pfeffersprayeinsatz der Polizei erst so richtig. Es gab unter den AktivistInnen zahlreiche Verletzte. Auch griffen die BeamtInnen erneut Journalisten und selbst Demosanitäter an.
In Solidarität mit den Baumbesetzern blieben mehrere hundert klassenkämpferische AktivistInnen über einige Stunden im Bereich vor dem dortigen Berufsschulzentrum, während es die am Protestzug ebenfalls beteiligten bürgerlichen Fraktionen trotz vorheriger Solidaritätsbekundungen dann doch vorzogen, zur Abschlusskundgebung auf der Theresienwiese weiterzulaufen.
An der Repression und den vielfältigen Versuchen, die Proteste einzuschränken, zeigt sich deutlich die enge Verbundenheit der bürgerlichen Parteien mit der Autoindustrie. Grundrechte wie die Pressefreiheit oder das Demonstrationsrecht wurden den Profitinteressen der Industrie geopfert.
Ob sich daran unter der zukünftigen Bundesregierung etwas ändert, erscheint doch äußerst zweifelhaft.
Alle Fotos: Peter Müller / www.beobachternews.de
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