Nürtingen. Beim Waldfriedhof in der Braike in Nürtingen sollen Wohnungen zur Anschlussunterbringung von 82 Geflüchteten entstehen. Am Montag, 12. Dezember, hält die Stadt Nürtingen eine öffentliche Informationsveranstaltung über das Vorhaben ab. Die AfD ruft dazu auf, an der Veranstaltung teilzunehmen. Auch ist damit zu rechnen, dass Vertreter der rechtsextremistischen Kleinstpartei „Der Dritte Weg“ versuchen werden, die Veranstaltung zu stören. NazigegnerInnen wollen ein Zeichen setzen. Sie treffen sich um 18 Uhr vor der Braikeschule in Nürtingen (Breiter Weg 55).
Der Gemeinderat der Stadt Nürtingen hatte am 10. November beschlossen, die Grundstücke beim Waldfriedhof in der Braike zu bebauen. Bei der Sitzung waren mindestens drei Vertreter der rechtsextremistischen Kleinstpartei „Der Dritte Weg“ und mehrere Anhänger der rechtspopulistischen AfD unter den Zuhörern. Durch rassistische Aussagen und Propaganda haben sie versucht, Stimmung gegen Geflüchtete zu machen.
Seit Beginn der Planung der Unterkünfte gibt es Proteste von Anwohnern und Anwohnerinnen. Als Reaktion auf einen Gemeinderatsbeschluss vom 11. Oktober wurde die „Bürgerinitiative Friedhöfe Nürtingen (BFN)“ gegründet. Mit einem Bürgerentscheid will die Initiative die geplante Bebauung sowohl in Nürtingen-Braike als auch Nürtingen-Reudern gegenüber des örtlichen Friedhofs verhindern. Sie nennt dafür überwiegend Gründe der Humanität: Sie halte die Bebauung direkt neben einem Friedhof für eine Störung der Totenruhe. Auch sei es unmenschlich, Personen, die durch Krieg und Terror traumatisiert sind, in unmittelbarer Nähe von Friedhöfen unterzubringen.
Aber auch finanzielle Aspekte spielen offenbar eine Rolle. Immobilien- und Grundstückseigentümer befürchten eine Wertminderung ihres Besitzes durch den Bau der Unterkünfte in der Nachbarschaft. Die Initiative distanziert sich jedoch auf ihrer Homepage von Gewalt. Wörtlich heißt es dort: „Grundsätzlich wollen wir feststellen, dass die BFN sich nicht gegen Flüchtlinge wendet. Wir sind für eine bürgernahe Demokratie und gegen jede Gewalt.“ Sie kündigen auf ihrer Homepage wöchentliche Infotische an Markttagen an.
Auch wenn der Bürgerentscheid nicht aus rassistischen Motiven heraus entstanden ist, ist er ein Nährboden für rechts stehende Parteien wie die AfD und den „Dritten Weg“, fürchten NazigegnerInnen. Diese präsentierten sich in der Regel bürgernah und versuchten durch Stimmungsmache und Hetzkampagnen, politisches Kapital aus der Not der Geflüchteten und den Ängsten der einheimischen Bevölkerung zu ziehen. Daher rufen AntifaschistInnen zur Teilnahme an dem Infoabend am 12. Dezember auf.
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