Kommentar von Ferry Ungar – Alfdorf. Die Kundgebung gegen die Umtriebe der faschistischen Terrortruppe „Gruppe S“ in Alfdorf am Samstag, 29. Februar, war schon eine sehr gute Sache (wir berichteten). Vernünftigerweise verhängten die zuständigen Behörden keinerlei Auflagen. Die Polizei war mit einer Minimalbesetzung im Einsatz. Und siehe da, die Kundgebung verlief absolut in geordneten Bahnen. Geht doch offenbar auch so. Das gefällt mir. Vielleicht lernen gewisse Herrschaften was draus. Allerdings war es das dann auch schon mit dem Lob. Denn einer verhielt sich etwas seltsam – und das tut er noch immer. Er drohte AntifaschistInnen mit einer Anzeige, hat aber gleichzeitig offenbar kein Problem mit verbotener Nazipropaganda.
Gemeint ist der Herr Bürgermeister, der stellvertretende (einen ordentlichen gibt es in Alfdorf gerade nicht). Ein Ex-Polizist, ein sprechender, also genau gesagt ein Ex-Polizeipressesprecher des Polizeipräsidiums Aalen. Er drohte AntifaschistInnen mit einer Anzeige, weil sie Nazipropaganda unsichtbar machten. Nicht etwa mit Farbe, nein, sie klebten mit doppelseitigem Klebeband Plakate über die Faschistenhetze – darunter auch strafrechtlich relevante SS-Runen. Das ist zwar an sich schon ein seltsames Verhalten, aber das hätte mir nicht gereicht, um diesen Kommentar zu verfassen.
Protestieren gegen Naziterror? Nö, einkaufen ist wohl wichtiger
Seltsam fand ich auch, dass der Herr stellvertretende Bürgermeister Klaus Hinderer an der Kundgebung gegen die Faschisten-Terrorbande namens „Gruppe S“ nicht teilnahm, die sich im September vergangenen Jahres auf dem Alfdorfer Grillplatz Hummelgautsche gründete. Er zog es vor, am Rand der Kundgebung an einem Marktstand einzukaufen. Das Angebot der Beobachter News, sich zur „Gruppe S“ und/oder zu dieser Kundgebung zu äußern, schlug er aus.
Diese beiden „ungeschickten“ Verhaltensweisen eines Bürgermeisters sind in Zeiten, in denen Rechtsradikale, Rassisten und anderes braunes Faschistenpack mordend (oder zum Morden bereit) durchs Land ziehen und eine bestimmte Partei sich als geistiger Brandstifter dieser (potentiellen) Mörder präsentiert, mehr als verstörend.
Verbotene Nazipropaganda in Alfdorf kein Problem?
Aber leider ist es damit nicht genug. Ein BN-Kollege wollte diese antifaschistische „Wahnsinnstat“, Nazipropaganda zu überkleben, persönlich in Augenschein nehmen. Dabei musste er am 3. März feststellen, dass die Plakate verschwunden waren, aber nun die Propaganda der braunen Schmierer wieder zu sehen war. Mit dabei: eindeutig verbotene SS-Runen, NSDAP-Verherrlichung und fremdenfeindliche Parolen. Das scheint den Herrn Ersatz-Bürgermeister aber nicht weiter zu stören.
Wir tauschten uns in der Redaktion darüber aus, ob wir diese Duldung von verbotener Nazipropaganda thematisieren sollen. Wir entschieden, zunächst abzuwarten. Es hätte ja sein können, dass die Gemeinde Alfdorf da in den nächsten Tagen noch tätig wird.
Am Sonntag, 8. März, war die strafbare Nazipropaganda noch immer unverändert zu sehen. Offensichtlich besteht seitens der Gemeinde Alfdorf, an deren Spitze Herr Hinderer steht, diesbezüglich zumindest eine gewisse Gleichgültigkeit.
Wer schweigt, stimmt zu
Von einem Bürgermeister und Ex-Polizisten erwarte ich eine andere Haltung. Ich empfehle Herrn Hinderer, sich nochmals mit dem Strafgesetzbuch zu beschäftigen – insbesondere mit den Paragrafen 86 und 86a. Ein Bürgermeister, der in seiner Gemeinde verbotene Nazisymbole nicht entfernt, macht sich vermutlich nicht nur moralisch schuldig. Ob die eifrige Truppe des Staatsschutzes Aalen in dieser Sache wohl schon ermittelt? Nun ja, eher nicht. Können ja nicht alles mitkriegen. Die haben ja vermutlich einen anderen Schwerpunkt bei ihrer Arbeit. Zuletzt wurde der Chef dieser Abteilung beim antifaschistischen Protest gegen eine AfD-Veranstaltung am Dienstag, 3. März, in Schwäbisch Gmünd gesichtet. Da beobachtete er die ganz gefährlichen Nazi-GegnerInnen. Ist ja auch viel wichtiger, wo doch bekannterweise die Gefahr in diesem Land immer von links ausgeht.
Der 1. Stellvertretende Bürgermeister Klaus Hinderer sollte dringend dafür sorgen, dass dieses auf Alfdorf lastende faschistische Brandmal entfernt wird. Die Gemeinde hat es nicht verdient, nun auch noch mit faschistischer Propaganda in Verbindung gebracht zu werden.
In diesem Sinne:
Man sieht sich… auf der Straße!
Folge uns!