Von Sahra Barkini – Schorndorf. Mit dem Widerstandskämpfer Johann Georg Elser aus dem Schwäbischen Hermaringen befasst sich bis zum 8. Juli eine Wanderausstellung in der Schorndorfer Manufaktur. Sie wurde am 23. Juni mit einem Vortrag von Helmut G. Haasis, Elser-Biograph, Historiker und Schriftsteller, eröffnet. Veranstalter sind der DGB-Kreisverband Rems-Murr, das Forum Politik in der Manufaktur und die Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg.
Die Ausstellung ist initiiert von der Landeszentrale für politische Bildung und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Realisiert wurde sie mit Förderung durch die Landesstiftung Baden-Württemberg. Sie umfasst 29 Exponate. Es nahmen 20 Menschen an der Veranstaltung teil. Darunter Elsers Neffe Rudolf Hangs. Er lebt in Winterbach und kommt am 7. Juli zu einer Veranstaltung. Walter Burkhardt vom DGB Rems-Murr moderierte den Abend.
Seinen Vortrag unterlegte Helmut Haasis mit Fotos. Über Georg Elser ist noch immer viel zu wenig bekannt. Selbst Jahre nach Kriegsende steht er noch im Schatten von Graf von Stauffenberg. Dieser war und ist in der Geschichtswahrnehmung akzeptierter, wahrscheinlich weil er Offizier war, und vielleicht half auch sein Adelstitel.
Elser war nur ein einfacher Schreiner und gehörte zum Proletariat. Geboren wurde er am 4. Januar 1903 in Hermaringen. Sein Vater galt als schwerer Alkoholiker. Der Sohn wurde in prekären Verhältnissen groß. Schon früh fiel sein Sinn für Gerechtigkeit auf. Er trat für seine und die Rechte anderer Menschen ein. Bereits zu Beginn des Nationalsozialismus war klar, dass Elsers Wertvorstellungen mit ihm kollidieren. Er weigerte sich, den Hitlergruß zu zeigen, und machte so seine Antipathie gegen die politischen Entwicklungen deutlich.
Elser wollte den Krieg verhindern
1938 war für Elser klar, dass sich die Nationalsozialisten einen Krieg zum Ziel gesetzt hatten. Dieses wollte er mit allen Mitteln verhindern. Als Datum des Anschlages wählte Elser den 8. November 1939. An diesem Tag wurden Adolf Hitler und die Führungsriege im Münchner Bürgerbräukeller erwartet.
Auf sein Vorhaben hat er sich penibel vorbereitet. Alleine schon für das passende Loch für die Bombe, die er im Bürgerbräukeller platzieren wollte, investierte er 30 Nächte. Allabendlich ließ er sich dort einschließen und grub und bohrte von Hand und mit einem einfachen Hilfsmittel das Loch. Immer in Gefahr, vom Wirt des Lokals oder dessen Hund entdeckt zu werden.
Er wurde eher durch viel Glück und etwas Faulheit des Wirts, so der Referent, nicht entdeckt. Für den abgetragenen Schutt hatte er einen Koffer bei sich. Er schmiss die Wandstücke in die Isar. Nach seiner Verhaftung suchte die Gestapo die Isar nach Beweismitteln ab. Sein Plan war es, die Bombe mittels Zeitschaltuhr zu zünden und selbst zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Weg in die Schweiz zu sein.
Das Attentat misslang, weil Hitler seine Rede früher beendete. Andernfalls wäre der Welt und vor allem den JüdInnen wohl viel Leid erspart geblieben. Die Bombe verfehlte aber dennoch ihre Wirkung nicht. Ein Reichssicherheitshauptmann sprach von einer „fachmännisch hervorragenden Arbeit“. Dies führte dazu, dass Joseph Goebbels der Öffentlichkeit glaubhaft machen wollte, es habe sich um einen Anschlag des britischen Geheimdienstes gehandelt.
Ansichtskarte und ein Abzeichen wurden Elser zum Verhängnis:
Verhört, gefoltert, ermordet
Am Abend des Anschlags hatte Elser versucht, in die Schweiz zu gelangen. Er wurde aber festgenommen. Bei einer Kontrolle fanden die Beamten verschiedene „verdächtige Gegenstände“ wie eine Ansichtskarte des Bürgerbräukellers und ein Abzeichen des Roten Frontkämpferbundes, außerdem Teile des Zünders. Daraufhin wurde er nach München überführt und dort verhört und gefoltert.
1940 kam Elser als sogenannter „Sonderhäftling“ im KZ Sachsenhausen in Isolationshaft. Im Februar 1945 wurde er nach Dachau verlegt und am 9. April 1945 erschossen. Hartnäckig hielten sich Gerüchte, Elser habe nicht alleine gehandelt, oder das von dem ebenfalls in Dachau inhaftierten Martin Niemöller verbreitete, er sei ein SS-Unterscharfführer gewesen. Niemöller denunzierte Elser bis 1971. Hier nachzulesen: https://www.georg-elser-arbeitskreis.de/texts/niemoeller.htm. Durch den Referent erfuhren die TeilnehmerInnen auch, dass das Elser Standard Pressefoto ihn kurz nach der Folter zeigt. Dies erfuhr Haasis von Elsers Bruder.
Die weiteren Veranstaltungen:
26. Juni: In Kooperation mit den Naturfreunden Schorndorf Besuch des Georg-Elser-Museums in Königsbronn; Führung mit Museumsleiter Joachim Ziller (Bericht folgt).
29. Juni: 19 Uhr, K 3: Spielfilm „Elser“, 2015.
7. Juli: 19.30 Uhr, K 3, Manufaktur Schorndorf, Hammerschlag 8:
Vortrag von Rudolf Hangs, Neffe von Georg Elser.
Er baute die Zeitbombe nach, die Elser für sein Attentat auf Adolf Hitler konstruierte. Vorführung des Bomben-Nachbaus mit Auslösung der Zündung und detaillierter Darstellung der Funktion an zwei Modellen.
Video
Weitere Bilder
Folge uns!