Kommentar von Sahra Barkini – Seit Jahren fordern die PolitikerInnen der AfD, die Nazis der Identitären Bewegung, deren beider Fans und wer sich auch sonst noch so am rechten braunen Rand tummelt, die Grenzen zu schließen. Sie fordern Arbeit nur für Deutsche und das altbekannte „Ausländer raus“. Nun sind wegen der Corona-Krise die Grenzen geschlossen, und schon taucht das nächste Problem am blau-braunen Himmel auf.
Wir haben Anfang April, und in Teilen Deutschlands steht die Spargelernte bevor. Aber wer soll die schmackhaften weißen Stangen stechen? Jetzt, da es in Europa geschlossene Grenzen gibt, kommen auch die osteuropäischen ErntehelferInnen nicht mehr ins Land. Das ist zweifellos ein Problem für viele Spargelbauern, und es wäre sehr schade, wenn der Spargel in der Erde versauern müsste. Doch wo sind nun die „Grenzen zu“-Rufer, wo sind diejenigen, die immerzu schreien „die Ausländer nehmen uns die Arbeit weg?“ Warum stehen sie nicht stramm und treten pünktlich und pflichtbewusst zur Spargelernte an? So einem strammen, pflichtbewussten Biodeutschen dürfte doch die Feldarbeit leicht von der Hand gehen. Da könnte er endlich Sinnvolles fürs Land tun.
Ich lese nur immer wieder: „Unsere Spargelernte ist in Gefahr. Wer erntet nun unseren Spargel?“ Selbst ist der Mann, selbst die Frau! Wer jahrelang geschlossene Grenzen fordert und nun endlich seinen Traum erleben darf, muss eben auch anpacken. Nur hört man leider dazu nichts aus der blau-braunen Naziecke. Körperliche Arbeit scheint zu schwer zu sein. Sich hinter PCs zu verstecken und wild in die Tastatur zu hauen, ist eben was anderes, als Spargel zu stechen.
Inzwischen fordern AfD-PolitikerInnen, Geflüchtete sollten die Spargelernte übernehmen, oder die SchülerInnen und StudentInnen sollen aufs Feld. Fridays for Spargel statt for Future. Nur dass die wegen Corona Schul- und Uni-freie Zeit eben gar nicht so frei ist. SchülerInnen und StudentInnen haben trotzdem Aufgaben zu erledigen und Fernunterricht. Auch die Abiturprüfungen stehen an.
Da wären wir also wieder bei den diversen „Deutschlandrettern“. Tut doch was für euer geliebtes Deutschland und für die Bauern. Ihr seid doch auch zum Fähnchenschwenken auf die Bauern-Protestdemos gerannt.
Bevor wieder Ernteferien oder Zwangsarbeit zum Ernten gefordert werden, könnte jede und jeder, der sich in der braunen Ecke tummelt, mal mit gutem Beispiel voran gehen und zumindest einmal im Leben etwas Sinnvolles tun. Aber gebückt über Felder kriechen, um Spargel zu stechen, scheint dann doch so manchen zu überfordern. Vielleicht merken dann einige endlich mal, dass geschlossene Grenzen kein Paradies sind. Und es genug Menschen in diesem Land gibt – woher auch immer – , die Arbeit verrichten, für die sich andere viel zu fein sind.
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